Schuld ist der Veranstalter
Die Salzburger FestSPIELE veranstalten konzertante Opernabende mit einem Werk, das sie nie programmieren würden, wenn nicht die derzeit bekannteste Opernsopranistin der Welt darin auftreten würde. Um ihr Erscheinen abzusichern engagiert man auch gleich ihren Angetrauten dazu. Die vielbegehrte Auserwählte erkrankt, der Auserwählte verbleibt dem Veranstalter am Hals.
Die Bayreuther Festspiele engagieren einen – kein Wort Deutsch sprechenden, aber sehr bekannten französischen – Tenor für Richard Wagners „Lohengrin“, eine Partie, die dieser noch nie gesungen hat, und dieser „zieht sich von der Rolle einstweilen zurück“und versichert, sie ein Jahr später zu singen, weil er noch Zeit brauche zur Vorbereitung. Doch sein Name erscheint am Grünen Hügel heuer nicht.
Die Vielbegehrte sollte zwar schon voriges Jahr als Auserwählte des Schwanenritters erscheinen, doch verschiebt sie ihre Apparition auf dieses Festspieljahr mit lediglich zwei Auftritten.
Kein Triumvirat
Damit hätte sie den Sommer mit Verona, Salzburg und Bayreuth sozusagen im Triumvirat abgehakt. Doch der späte Sommer ist zu warm geworden, und sie „zieht sich wegen Erschöpfung“zurück. Eine Elsa von Brabant wird ja in Bayreuth leicht zu finden sein, wenn auch nicht aus Krasnodar.
Das alles ist nicht schlimm, eher verständlich und vorhersehbar. Schlimm und folgenschwer ist jedoch, dass das Werk, das gespielt wird, zweitrangig geworden ist. Es zählt nur noch der Interpret.
Und wenn jemand wirklich schuldig ist, dann ist es der Veranstalter, der sich dem Medienrummel um die „Stars“willenlos beugt und auch noch stolz ist zu haben (so er denn hat), was andere nicht haben.
Die prominenten Absagen dieses Festspielsommers sollten den Veranstaltern ihre eigene Verantwortung in Erinnerung bringen, sowohl ihrem zahlenden Publikum als auch den Werken gegenüber.