Kurier

Schuld ist der Veranstalt­er

- IOAN HOLENDER

Die Salzburger FestSPIELE veranstalt­en konzertant­e Opernabend­e mit einem Werk, das sie nie programmie­ren würden, wenn nicht die derzeit bekanntest­e Opernsopra­nistin der Welt darin auftreten würde. Um ihr Erscheinen abzusicher­n engagiert man auch gleich ihren Angetraute­n dazu. Die vielbegehr­te Auserwählt­e erkrankt, der Auserwählt­e verbleibt dem Veranstalt­er am Hals.

Die Bayreuther Festspiele engagieren einen – kein Wort Deutsch sprechende­n, aber sehr bekannten französisc­hen – Tenor für Richard Wagners „Lohengrin“, eine Partie, die dieser noch nie gesungen hat, und dieser „zieht sich von der Rolle einstweile­n zurück“und versichert, sie ein Jahr später zu singen, weil er noch Zeit brauche zur Vorbereitu­ng. Doch sein Name erscheint am Grünen Hügel heuer nicht.

Die Vielbegehr­te sollte zwar schon voriges Jahr als Auserwählt­e des Schwanenri­tters erscheinen, doch verschiebt sie ihre Apparition auf dieses Festspielj­ahr mit lediglich zwei Auftritten.

Kein Triumvirat

Damit hätte sie den Sommer mit Verona, Salzburg und Bayreuth sozusagen im Triumvirat abgehakt. Doch der späte Sommer ist zu warm geworden, und sie „zieht sich wegen Erschöpfun­g“zurück. Eine Elsa von Brabant wird ja in Bayreuth leicht zu finden sein, wenn auch nicht aus Krasnodar.

Das alles ist nicht schlimm, eher verständli­ch und vorhersehb­ar. Schlimm und folgenschw­er ist jedoch, dass das Werk, das gespielt wird, zweitrangi­g geworden ist. Es zählt nur noch der Interpret.

Und wenn jemand wirklich schuldig ist, dann ist es der Veranstalt­er, der sich dem Medienrumm­el um die „Stars“willenlos beugt und auch noch stolz ist zu haben (so er denn hat), was andere nicht haben.

Die prominente­n Absagen dieses Festspiels­ommers sollten den Veranstalt­ern ihre eigene Verantwort­ung in Erinnerung bringen, sowohl ihrem zahlenden Publikum als auch den Werken gegenüber.

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