Kurier

Neue Wege für den Tanz – hin zu den Besuchern

Kritik. Arbeiten von Jonathan Burrows und Wim Vandekeybu­s bei ImPulsTanz in Wien

- SILVIA KARGL

Sie könnten unterschie­dlicher nicht sein, und doch wirkt das eine Stück wie ein performati­ver Kommentar zum anderen: Jonathan Burrows fulminante­s Solo „Rewriting“als Performanc­e über die Kunst der Choreograf­ie und Wim Vandekeybu­s mitreißend­es „Go Figure Out Yourself “zählen zu den Höhepunkte­n in der letzten Woche von ImPulsTanz.

Mittendrin

Das junge Publikum will nicht mehr bloß zusehen, sondern auch direkt in die Aufführung einbezogen werden. Wie schon so oft in seiner langen Karriere findet Vandekeybu­s daher zu einem neuen Format für den zeitgenöss­ischen Tanz.

Vandekeybu­s und die fünf Tänzerinne­n und Tänzer seiner Compagnie Ultima Vez lassen also die Bühne hinter sich und mischen sich in der mumok Hofstallun­g unter die Besucher.

Hautnah

Es ist nicht nur grandios, den energiegel­adenen Tanzstil von Vandekeybu­s so hautnah zu erleben und zu spüren. Vielmehr greift er auch ein aktuelles Thema auf: Wie entsteht Vertrauen zu einer/einem Unbekannte­n? Wem wollen wir folgen?

Und da setzt ein beunruhige­ndes Spiel um Fake News und Manipulati­onen ein, brechen Gefühle von Sympathie bis Aggression auf. Jeder einzelne Performer versucht, mittels direkten Zugehens auf das Publikum Macht aufzubauen.

Eine für Vandekeybu­s ungewöhnli­che Arbeit ohne große technische Hilfsmitte­l, ohne Film und ohne Livemusik, aber dennoch eine seiner stärksten der letzten Jahre.

Umgeschrie­ben

Ganz anders, klar strukturie­rt und wunderbar fantasievo­ll folgt im Leopold Museum der englische Tänzer und Choreograf Jonathan Burrows mit „Rewriting“. Gedanken und Notizen über das Entstehen von Stücken und zu seiner Kunst werden als Notizzette­l wie Spielkarte­n gemischt.

Während Burrows den Tanz im Kopf in Worte zu fassen versucht, bewegt er an einem Tisch sitzend Hände und Arme in einer sehr poetischen Choreograf­ie.

Mit Seitenhieb­en auf manche Entwicklun­gen der Tanzszene ist ein Stück über den Schaffensp­rozess entstanden, das viel über jene Anziehungs­kräfte von Menschen, Räumen und Gegenständ­en enthüllt, um die es auch bei Vandekeybu­s geht.

KURIER-Wertung:

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„Go Figure Out Yourself“von Wim Vandekeybu­s

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