Dokumentaristin des Todes
ARD. „Shooting the Mafia“(22.45) würdigt Foto-Journalistin und Sizilianerin Letizia Battaglia
In einem August wurde sie Journalistin, weil alle Redakteure auf Urlaub waren und die kommunistische Zeitung L’Ora in Palermo dringend Leute suchte, die Seiten füllten. Mit erst 40 entdeckte Letizia Battaglia die Kamera für sich. Weil sie sich „mit Fotos besser ausdrücken konnte als mit dem Schreiben.“Bei den Motiven dachte die heute 84Jährige damals an „Frauen, Kinder, aber nicht an die Mafia … Nach drei Tagen der erste Mord – der erste Mord bleibt einem für immer eingebrannt“, sagt sie.
Battaglia begann in den 1970ern als erste Fotojournalistin Italiens, das grausame Treiben der Mafia und ihren tief greifenden Einfluss auf die Gesellschaft zu dokumentieren. Dadurch machte sie deren Verbrechen für die Welt sichtbar. Das würdigt die britische Filmemacherin Kim Longinotto in „Shooting the Mafia“(22.45, ARD). Die Doku zeichnet aber vor allem die Lebensgeschichte einer ungewöhnlichen Sizilianerin und deren emanzipatorische Entwicklung in einer absoluten Männerwelt nach.
Eingebettet ist das in den dramatischen Kampf zwischen Cosa Nostra und Staat in den Jahren von 1986 bis 1996. Battaglias SchwarzWeiß-Fotos zeigen von Kugeln durchbohrte Körper, schreiende Witwen, Krieg spielende Kinder. Mit MordDrohungen versuchte die Mafia, sie deshalb zum Schweigen zu bringen. Mit ihren Aufnahmen führte die Autodidaktin aber ihren ganz eigenen Kampf gegen das organisierte Verbrechen weiter. Die Bilder und ihre Erinnerungen an Tod, Trauer und Wut lassen ihr bis heute keine Ruhe. „Die Kamera hat mein Leben verändert.“