Hofer zeigt Güssinger die Rote Karte
Abnahmestopp. Auslöser ist ein Streit zwischen Güssinger-Eigentümer und einem Großgläubiger
In den vergangenen 20 Jahren schipperte der burgenländische MineralwasserErzeuger Güssinger durch unruhige Gewässer. 2004 schlitterte der Betrieb in die Pleite, mehrere Eigentümerwechsel brachten nicht den erhofften Schwung. Seit 2012 gehört Güssinger zum Firmennetz eines eingebürgerten Russen.
Größter Kunde des Wasserabfüllers war bis vor drei Wochen die Lebensmittelkette Hofer. Die Burgenländer sollen bis zu 30 Millionen Liter „Vitaquelle“pro Jahr an den Diskonter geliefert haben. Das soll etwa 80 Prozent der Güssinger Umsatzes ausgemacht haben. Doch damit ist seit 19. Juli Schluss.
„Im Fall der Güssinger Beverages & Mineralwater GmbH haben wir es als notwendig erachtet, sämtliche Geschäftsbeziehungen bis auf Weiteres stillzulegen und beziehen somit aktuell keine Waren“, teilt der Diskonter dem KURIER mit. „Wir überprüfen derzeit detailliert die veränderten Eigentumsverhältnisse und die Identität der wirtschaftlichen Berechtigten der Güssinger Beverages & Mineralwater GmbH sowie deren verbundenen Gesellschaften.“Nachsatz: „Sollte die Redlichkeit des Lieferanten zweifelsfrei geklärt sein, schließen wir nicht aus, zu einem späteren Zeitpunkt wieder mit Güssinger zusammenzuarbeiten.“ Grund für die „Stilllegung“war ein mit Vorwürfen gespicktes Schreiben eines Großgläubigers der Güssinger-Mutter an Hofer.
Dazu muss man wissen, dass zwischen dem Güssinger-Eigentümer mit russischen Wurzeln und einem Pfandgläubiger mit bulgarischem Hintergrund seit Monaten ein heftiger Streit über die Vorherrschaft in der Wasserfirma tobt.
Die bulgarische Gruppe soll Kreditschulden in Höhe von 10,6 Millionen Euro der Güssinger-Mutterfirma bei einer russischen Bank abgelöst und dafür die verpfändeten Sicherheiten (GüssingerLiegenschaften und -Gesellschaftsanteile, Stimmrechte) erhalten haben. Die Bulgaren wollen diese Vermögenswerte zu Geld machen. Doch bisher wurde daraus nichts.
Der Güssinger-Eigentümer bestreitet, dass den Bulgaren die Gesellschaftsanteile und Stimmrechte rechtmäßig übertragen wurden. Die Fronten sind völlig verhärtet.
Am 25. Mai 2019 wollten die Bulgaren einen neuen Geschäftsführer bei Güssinger einsetzen, sind aber damit beim Firmenbuchgericht abgeblitzt. Denn die GüssingerMutterfirma hatte am Vortag ihre Anteile an eine von ihr kontrollierte Treuhandfirma abgetreten. „Das haben wir gemacht, um die Abberufung der Geschäftsführung, die illegal gewesen wäre, zu verhindern“, sagt Eigentümervertreter Thomas Schätti zum KURIER. Indes hat Schätti am 23. Juli Anatoliy Boikiv als neuen Geschäftsführer bei Güssinger eingesetzt. Boikiv soll nun Ruhe in den Betrieb bringen und die Kundenbeziehungen auf Vordermann bringen.