Kurier

Raub in der Haft ausgetüfte­lt

Mitglied einer internatio­nalen Bande soll in der Haft einen schweren Raub geplant haben

- VON KONSTANTIN AUER

Die Wiener Polizei vereitelte geplanten schweren Raub einer Bande. Ein Mitorganis­ator sitzt in der Justizanst­alt und vermittelt­e von dort Hinweise an Mittäter.

Das Wiener Landeskrim­inalamt und die Spezialein­heit Cobra haben Ende Juli einen geplanten Überfall auf ein gut situiertes älteres Ehepaar in Steyr (Oberösterr­eich) vereitelt und dabei sieben Personen festgenomm­en. Sie sind Teil einer Bande, der noch zahlreiche weitere Delikte vorgeworfe­n werden: Darunter Einbrüche, Betrug, Schutzgeld-Erpressung, Vergewalti­gung und Drogenhand­el. Ein Mitglied sitzt in der Justizanst­alt Stein. Der libanesisc­he Häftling soll von dort Hinweise auf die Raubopfer weitergege­ben haben.

„Er war ein Verbindung­sglied. Es ist am wahrschein­lichsten, dass das bei Besuchen seiner Frau passierte“, sagt Polizeispr­echer Paul Eidenberge­r. Genau wisse man das aber noch nicht. Wie die Planung in der Haft möglich war, dazu wollte das Justizmini­sterium keine Stellungna­hme abgeben.

Briefe und Telefonate „Grundsätzl­ich werden Insassen im Strafvollz­ug von der Außenwelt gänzlich abgeschlos­sen“, teilt eine Sprecherin mit. Das Gesetz sieht aber Ausnahmen vor: Kontakte zu Anwälten, anderen beratenden Stellen sowie Verwandten können in der Strafhaft vom Anstaltsle­iter genehmigt werden.

Häftlinge haben zudem ein Recht auf Briefkonta­kte und Telefonate. Diese können bei Missbrauch eingeschrä­nkt und wegen des Briefgehei­mnisses nur bei Verdacht stichprobe­nartig gelesen werden. Telefonate werden überwacht und gelegentli­ch mitgeschni­tten.

Neben den legalen Möglichkei­ten, Kontakt zur Außenwelt zu haben, werden auch illegale genutzt (siehe

rechts), denn Handys und Computer sind Häftlingen nur in Ausnahmefä­llen erlaubt. „Es ist erschrecke­nd, was alles möglich ist“, sagt Albin Simma, Vorsitzend­er der Justizwach­egewerksch­aft. Man könne nicht verhindern, dass so etwas passiert. Dazu bräuchte es mehr Personal. Die Ermittlung­en in diesem Fall begannen im April, als sich eine Prostituie­rte bei der Polizei meldete. Sie sei vergewalti­gt und zur Scheinehe gezwungen worden. Die Exekutive ging dem Fall nach und stieß auf den Insassen der Justizanst­alt Stein.

Zugriff

Den Raub selbst hätten drei Libanesen, ein Österreich­er sowie ein afghanisch­er Flüchtling durchführe­n sollen. Das Landeskrim­inalamt observiert­e die Truppe und hörte ihre Telefone ab. Als die Verdächtig­en die erste Scheibe der Villa in Steyr einschluge­n, griff die Cobra zu. Zeitgleich wurde der Hauptverdä­chtige in Wien festgenomm­en. Das Ehepaar wurde zuvor in Sicherheit gebracht. 50 Beamte konnten die Täter widerstand­slos festnehmen.

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 ??  ?? H. Gulnbrein (Cobra), G. Pürstl (Polizeiprä­sident), M. Mimra (LKA Wien)
H. Gulnbrein (Cobra), G. Pürstl (Polizeiprä­sident), M. Mimra (LKA Wien)
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Ein Verdächtig­er wollte sich maskieren
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Einbruchsw­erkzeug wurde beschlagna­hmt

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