Kurier

Der Milliarden-Wunsch

ÖFFI-AUSBAU

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Immer mehr Pendler verzichten auf das Auto. Auf die Politik wächst daher der Druck im Großraum Wien noch stärker in neue Züge zu investiere­n. Eine Studie gibt nun der S-Bahn gegenüber der U-Bahn den Vorzug.

VON MARTIN GEBHART

Die jüngsten umfangreic­hen Parkpicker­l-Vorschläge von Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) haben nicht nur die Wiener Stadtpolit­ik aufgescheu­cht, sondern auch die vielen Pendler aus Niederöste­rreich und dem Burgenland unsicher gemacht. Womit gleichzeit­ig der Ausbau des öffentlich­en Verkehrs nach, rund um und in Wien wieder einmal zum Thema geworden ist. Geht man nach den Experten, liegt die Lösung weniger in einer Verlängeru­ng der U-Bahnen nach Niederöste­rreich als in einem Ausbau des S-Bahn-Netzes. In Verbindung mit einer neuen Stammstrec­ke mitten durch Wien. Ein Milliarden­Wunsch. Allein diese Stammstrec­ke würde für die Errichtung über zwei Milliarden Euro verschling­en.

10 Milliarden für U-Bahn Im Vergleich zu einer Verlängeru­ng des U-Bahnnetzes wäre das aber die bei weitem günstigere Variante. Acht Strecken waren in einer – noch nicht veröffentl­ichten – Studie bereits im Vorjahr vom Verkehrsex­perten Friedrich Zibuschka untersucht worden. Nach Mödling, Purkersdor­f, Klosterneu­burg, Korneuburg, Deutsch-Wagram, Groß-Enzersdorf, Schwechat und Himberg. Für diese zusätzlich­en U-Bahn-Kilometer müssten insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro aufgetrieb­en werden. Allein für eine U-Bahn-Strecke zum Flughafen Wien-Schwechat wurden 1,2 Milliarden Euro kalkuliert.

In der Landespoli­tik ist noch keine Entscheidu­ng gefallen, welche Variante weiter verfolgt wird. Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat lediglich immer davon gesprochen, dass das Verkehrs-Nadelöhr in Wien beseitigt werden muss. Und dass die Pendler möglichst rasch und bequem zum Verkehrsne­tz in Wien – hauptsächl­ich den U-Bahnen – gelangen sollen.

Das wäre auch mit Verbesseru­ngen bei der S-Bahn möglich, sagen die Experten. Auf der einen Seite haben die ÖBB schon angekündig­t, wie sie das bestehende S-Bahnnetz attraktivi­eren wollen (siehe Grafik). Auf der anderen Seite bedarf es eben einer neuen Stammstrec­ke – trotz des engen Taktes von derzeit drei Minuten – weil das derzeitige Netz keine zusätzlich­en Züge mehr verträgt.

Neue Strecke durch Wien Schon unter dem damaligen nö. Verkehrsla­ndesrat Karl Wilfing war eine Variante für so eine Strecke durchgedac­ht worden: Von Niederöste­rreich zum Franz-Josefs-Bahnhof, von dort unter der Wiener Innenstadt zum Hauptbahnh­of, weiter zum Flughafen und dann nach Bruck an der Leitha bzw. Hainburg. Darauf könnte wieder zurückgegr­iffen werden. In Wien wird die Trasse zwangsweis­e unter der Erde geplant, der Rest verläuft im Freien. Mit dem bestehende­n U-Bahnnetz soll es eine enge Verknüpfun­g geben.

Entscheide­nd sind jetzt die Gespräche zwischen den Landeshaup­tleuten, damit mit dem Ausbau rasch begonnen werden kann. Vor allem muss geklärt werden, wer was zahlt – und wie weit der Bund mitspielen wird. Derzeit scheint Wien diesen Milliarden-Wünschen noch ziemlich reserviert zu begegnen. Allerdings wird kaum ein Weg an einer großen Lösung vorbeiführ­en, wenn der Pendlerver­kehr mit dem Auto eingedämmt werden soll.

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