Kurier

Russel Crowe, Schauspiel­er

Interview. Der „Gladiator“spielt „Mr. Fox News“und zückt das Schwert gegen Medien

- VON ELISABETH SEREDA

Der Filmstar, kaum wiederzuer­kennen als FoxGründer Roger Ailes, übt heftige Medienkrit­ik.

Wenn er nicht gerade dreht, widmet sich der gebürtige Neuseeländ­er Russell Crowe (55) seiner Farm in Australien oder tourt mit seiner Band – früher „30 Odd Foot of Grunts“, neuerdings „Indoor Garden Party“. Seine wilden Zeiten, als er sich alkoholges­chwängerte Faustkämpf­e mit unverdächt­igen Lokalgäste­n lieferte, sind Geschichte. Der Mann, der als einer der wandlungsf­ähigsten Schauspiel­er Hollywoods gilt (Oscar für „Gladiator“, Golden Globe für „A Beautiful Mind“, 2001)

spielt in seiner neuesten Serie „The Loudest Voice“(auf Showtime) Roger Ailes (✝ 2017 mit 77), den gefürchtet­en, cholerisch­en und später sexueller Übergriffe beschuldig­ten Begründer des US-Senders Fox News. Eine Herausford­erung für einen Mann, der für die Presse kein gutes Wort übrig hat, aber dennoch Klartext mit dem KURIER sprach.

KURIER: Sie sind in dieser Rolle nicht wieder zu erkennen. Wie lang waren Sie in der Maske? Russell Crowe: Anfangs sechs Stunden, dann etwas weniger. Kurzrekord waren zwei Stunden und 17 Minuten. Ich hatte einen Fettanzug an, der auf Augenhöhe begann. Von mir sieht man nur Stirne, Augen und Teile meines Kinns.

Mussten Sie auch zunehmen?

Ein bisschen, das meiste waren Silikonpol­ster. Ich wünsche mir, dass mir endlich wer eine dünne Rolle anbietet. Es ist viel leichter abzunehmen, wenn man bezahlt wird. Roger Ailes hat Nachrichte­n oft verfälscht oder frei erfunden – vertrauen Sie noch den News?

Ich bin mit der Morgenzeit­ung aufgewachs­en. Ich blättere gern um, ich scrolle nicht gern auf dem Handy. Aber ich vertraue nichts und niemandem mehr, der etwas mit Medien zu tun hat, seit ich Dinge über mich lesen muss, die frei erfunden sind. Etwa, dass ich in einem New Yorker Nachtclub war, wenn ich in Wirklichke­it auf meiner australisc­hen Farm die Pferde betreute. Ich gebe euch Journalist­en die Schuld. Wenn Ihr wisst, dass 60 Prozent der Menschen Medien nicht trauen und Ihr trotzdem Scheiße druckt, seid Ihr schuldig. Auch, wenn ihr nur still zuseht, wie es andere tun. Ihr müsst euch bewusst werden, wie wichtig es gerade in Zeiten wie diesen ist, Lügen und Korruption aufzudecke­n, bei der Wahrheit zu bleiben. Medienzare­n und Chefredakt­eure haben eine öffentlich­e Aufgabe, das muss euch endlich klar werden. Die Idee, in der Früh eine Meinung – nicht Fakten, eine Meinung! – rauszublas­en und den ganzen Tag zu wiederhole­n, ist auf Ailes’ und Murdochs Mist gewachsen. Und es bleibt Mist.

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Als römischer Feldherr Maximus Decimus Meridius schrieb Russell Crowe Filmgeschi­chte („Gladiator“, 2001) Einer der wandlungsf­ähigsten Schauspiel­er: Crowe (o. li. und ganz re.) spielt den fiesen FoxFuchs Roger Ailes (o. Mi.)
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