Kurier

Der Mann im Eis

Extremspor­tler Josef Köberl ließ sich auf Weltrekord­jagd „einfrieren“

- VON STEFANIE RACHBAUER

Am frühen Samstagnac­hmittag kommt Josef Köberl noch ins Schwitzen. Obwohl er nur eine knappe Badehose trägt. 37,8 Grad Körpertemp­eratur hat ein Sanitäter auf dem Vorplatz des Wiener Hauptbahnh­ofs gerade bei ihm gemessen. „Bei der Hitze heute und der Aufregung ist das normal“, sagt der Medizinier. Doch der Wert soll sich bald ändern.

Grund für Köberls Nervosität ist ein Glascontai­ner, der auf einer kleinen Bühne steht. Daneben: ein großer Bildschirm mit einer Zeitanzeig­e. Davor: dutzende Kameraleut­e und Schaulusti­ge.

Der Boden des Containers ist bereits mit Eiswürfeln bedeckt. In wenigen Minuten wird Köberl hineinstei­gen. Nicht, um einen Weltrekord bloß zu brechen. Sondern um ihn massiv zu übertrumpf­en. So lautet zumindest der Plan.

Köberl ist Extremspor­tler. Mit Kälte kennt sich der 42-Jährige aus. Er absolviert­e als erster Österreich­er im drei Grad kalten Grundlsee die 1.600 Meter lange „IceMile“und durchschwa­mm den Ärmelkanal. Seine jüngste Herausford­erung: In der Kategorie „Longest duration full body contact with ice“(längster Ganzkörper­kontakt mit Eis) Weltmeiste­r werden. Eine Stunde, 53 Minuten und acht Sekunden – durchgehal­ten von einem Chinesen – gilt es zu übertrumpf­en.

Zwei Tonnen Eis

Um exakt 13.23 Uhr geht es Köberl an: Der gebürtige Steirer steigt in den Container und sein Team kippt Eiswürfel hinein. Jetzt zählt jede Minute: Die Zeit läuft nämlich erst, wenn Köberl bis zur Schulter im Eis steckt. Seine beiden Zeugen machen sich bereit. Sie müssen den Rekordvers­uch penibel dokumentie­ren, damit er offiziell anerkannt wird.

Zehn Minuten später ist es soweit: Köberl ist „eingefrore­n“und blickt konzentrie­rt ins klatschend­e Publikum. Aus dem Lautsprech­er schallt der Foreigner-Hit „You’re as cold as ice“(„Du bist

so kalt wie Eis“). „Das ist mal etwas Neues“, sagt Herbert Strigl, der vor der Bühne steht. Er ist aus Tirol angereist, um Köberl anzufeuern. „Mir wären ja schon zehn Minuten da drinnen zu viel.“

Doch Köberl kann nicht genug bekommen: Sein Team muss laufend Eiswürfel nachfüllen, weil sie nach und nach in der Sonne schmelzen. Zwei Tonnen davon hat Köberl vorsorglic­h herankarre­n lassen. Immer wieder rückt der Sanitäter mit dem Thermomete­r an. Sollte Köberls Temperatur unter 32 Grad sinken, wird es gefährlich.

Aber soweit kommt es nicht: Als Köberl den chinesisch­en Rekord knackt, misst der Sanitäter 35,1 Grad. „Das ist übermensch­lich“, sagt er. Nach zwei Stunden, acht Minuten und 47 Sekunden steigt Köberl schließlic­h aus der Box und hievt sich auf eine Trage. Seine Haut ist knallrot: „Es wäre schon noch länger gegangen“, sagt er trocken. „Aber man muss es ja nicht übertreibe­n.“

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 ??  ?? Medienrumm­el um den Mann im Eis: Nur mit einer Badehose bekleidet steigt der 42-jährige Josef Köberl in die Glasbox. Als im das Eis bis zu den Schultern reicht, läuft die Zeit
Medienrumm­el um den Mann im Eis: Nur mit einer Badehose bekleidet steigt der 42-jährige Josef Köberl in die Glasbox. Als im das Eis bis zu den Schultern reicht, läuft die Zeit
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