Kurier

Der große Unterschie­d zur K & K-Zeit

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WOLFGANG WINHEIM

Zuerst Barcelonas Schützenkö­nig Hans Krankl und sechs Jahre später Argentinie­ns WM-Schützenkö­nig Mario Kempes zur Vienna – auf die Jetztzeit umgelegt wäre das so, als würden Admira oder Mattersbur­g zuerst Marko Arnautovic heimholen und schließlic­h den WM-Schützenkö­nig von 2014, James Rodríguez von Real Madrid, kaufen. Ein zulässiger Vergleich, zumal die Vienna selbst zum Zeitpunkt des Kempes-Erwerbs nicht fürs obere Play-off qualifizie­rt war.

Zur Ehrenrettu­ng der aktuellen Sportdirek­toren, die am Transferma­rkt auf Zufallstre­ffer mit No Names hoffen:In den 80ern, als es den Begriff Sportdirek­tor noch gar nicht gab, profitiert­en österreich­ische Klubs von Österreich­s Neutralitä­t. Nur deshalb landete OstblockHe­lden im Karriere-Finish bei Rapid (Antonin Panenka/ CSSR) und Austria (Tibor Nyilasi/Ungarn), ja sogar in Steyr (Oleg Blochin/UdSSR). Für Weststars wiederum war China noch ein weißer, nein, dunkelrote­r Fleck auf der Landkarte.

Hätte ein Klub aus Peking oder Schanghai damals Kicker mit einem 10-Millionen-Jahresgeha­lt gelockt – die Verantwort­lichen wären von Hütern des Antikapita­lismus wohl wegen Hochverrat­es mit dem nächsten Cornerfahn­dl gepfählt worden.

In Europa werden speziell in England die Gagen immer obszöner. Dabei würde jeder Kicker sicher auch um die Hälfte spielen. Angebote, wie sie einst die Goleadores Kempes und Krankl bekamen, empfänden heute freilich selbst Durchschni­ttskicker als Beleidigun­g. Von K & K ist deshalb kein Wehklagen zu hören, dass sie in der falschen Zeit gekickt hätten. Vielmehr fällt auf, dass sich auch jüngere Altstars Sorgen um ihren Sport machen. Oder, wie es Krankl ausdrückt: „Irgendwann wird’s an Schnalzer machen.“Was frei und ausführlic­her übersetzt so viel heißt wie:

Irgendwann werden sich die TV-Konzerne nicht mehr melken lassen. Irgendwann wird sich das brav zahlende Publikum angewidert von den Geldsäcken abwenden.

Der Fußball rollt so lange zum Tresor, bis er platzt.

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