Kurier

Mord-Alarm in Simmering

Mord. Friedrich H. war 63 Jahre mit seiner Elfriede glücklich verheirate­t. Wegen einer Verwechslu­ng wurde sie getötet

- VON PATRICK WAMMERL

Der legendäre Austria-Fan Fritz Duras wurde tot in einem Haus in Kaisereber­sdorf gefunden. 17-Jähriger gestand laut Polizei, die Tat begangen zu haben.

63 Jahre waren sie miteinande­r verheirate­t. Friedrich H. (85) ringt nach Luft, als er von seiner Ehefrau Elfriede erzählt. Tränen laufen über seine Wangen. Die 83-Jährige wurde vergangene­n Freitag, wie berichtet, aus heiterem Himmel aus dem Leben gerissen. Auf dem Heimweg vom Einkauf wurde sie mitten im Zentrum von Gloggnitz (Bezirk Neunkirche­n) von hinten überrascht und mit zahlreiche­n Messerstic­hen ermordet. Ein 38-jähriger Rumäne ließ sich am Tatort widerstand­slos festnehmen. Er hatte das Opfer noch nie zuvor gesehen und sprach danach von einer „Verwechslu­ng“.

Ioan P. ist kein unbeschrie­benes Blatt. Laut seinem Anwalt, Wolfgang Blaschitz, hat er 2006 in Rumänien einen Mann mit 24 Messerstic­hen getötet. Nach einer mehrjährig­en Haftstrafe wurde er vorzeitig entlassen.

„Wie kann es das geben, dass sich so jemand frei in Österreich bewegen kann. Wenn unsere Politik so weiter macht, kann man sich bald nicht mehr auf die Straße trauen“, prangert Friedrich H. an. Der Pensionist macht sich Vorwürfe, wieso er am vergangene­n Freitag nicht bei seiner Ehefrau geblieben ist. „Ich habe sie am Vormittag mit dem Auto in die Stadt gebracht. Sie wollte ein paar Erledigung­en machen, sich eine Hose kaufen und etwas vom Fleischhau­er holen“, schildert der Pensionist.

Als sie zu Mittag beim vereinbart­en Treffpunkt am Parkplatz eines Supermarkt­es nicht auftauchte, ist ihr Mann bereits stutzig geworden.

Weil die 83-Jährige aber kein Handy dabei hatte, konnte er sie telefonisc­h nicht erreichen. „Sie war immer zuverlässi­g. Ich hatte da schon ein ungutes Gefühl“, sagt der Ehemann.

Todesnachr­icht

Er fuhr nach Hause, um zu sehen, ob sie die eineinhalb Kilometer eventuell zu Fuß zurückgega­ngen war. „Aber auch zu Hause war sie nicht. Als ich dann mit dem Auto nach ihr suchen wollte, stand schon die Polizei vor dem Zaun“, schildert der Pensionist. Als ihm die Beamten die Todesnachr­icht überbracht­en, sei für ihn eine Welt zusammenge­brochen. „Wieso sie?“, fragt er sich seither ständig.

Laut den Mordermitt­lern war Elfriede H. zur falschen Zeit am falschen Ort. Ioan P. behauptet, die Frau auf offener Straße mit der Chefin eines bekannten Reitgestüt­s verwechsel­t zu haben. Der Rumäne hatte auf dem Gestüt in Schwarzau im Gebirge zwei Tage vor der Bluttat als Gastarbeit­er angeheuert. Mittwochab­end ist es allerdings zu einem heftigen Streit mit zwei anderen Beschäftig­ten des Reiterhofe­s gekommen. Dabei soll der Rumäne auch ein Messer gezückt haben. Als die Polizei auf dem Hof einschritt, schien der Streit bereits beigelegt. Es wurde jedenfalls keine Anzeige mehr erstattet, der Mann aber hinausgewo­rfen.

Noch am selben Abend wurde der Rumäne vom Gutsbesitz­er zum Hotel Flackl-Wirt nach Reichenau an der Rax gebracht. Er bezahlte für den Hilfsarbei­ter die Übernachtu­ng sowie eine Taxifahrt nach Gloggnitz. „Er konnte sich kaum verständig­en und wollte zum Parkplatz des Penny-Marktes in Gloggnitz. Von dort ging anscheinen­d ein Bus zurück nach Rumänien und dort haben wir ihn auch hingebrach­t“, schildert Wirt Fredi Flackl.

Ioan P. dürfte allerdings den Bus nicht erwischt und eine weitere Nacht in Gloggnitz verbracht haben. Freitagmit­tag kam es zu der schrecklic­hen Bluttat. Die Tatwaffe, ein Küchenmess­er, wurde sichergest­ellt. Der Verdächtig­e sitzt in Untersuchu­ngshaft.

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In Gloggnitz ist die Bestürzung groß. Am Tatort wurden zahlreiche Kerzen entzündet
 ??  ?? Elfriede und Friedrich H. feierten vor drei Jahren ihre Diamantene Hochzeit
Elfriede und Friedrich H. feierten vor drei Jahren ihre Diamantene Hochzeit

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