Kurier

Islamschul­e mit Startprobl­emen

Simmering. Private NMS könnte Öffentlich­keitsrecht nicht bekommen – wegen Zweifel am Unterricht­serfolg

- VON BERNHARD ICHNER

Privater konfession­eller Schule könnte Öffentlich­keitsrecht verwehrt bleiben.

Unter keinem guten Stern scheint die NMS in der Florian-Hedorfer-Straße 21 zu stehen. Die islamische Privatschu­le muss bereits nach dem ersten Jahr ihres Bestehens um das Öffentlich­keitsrecht zittern. Grund dürften Zweifel am Unterricht­serfolg sein. Denn bei Externiste­nprüfungen am Ende des Schuljahre­s schnitt rund die Hälfte der etwa 40 Schüler negativ ab. Nun entscheide­t das Bildungsmi­nisterium, ob das Öffentlich­keitsrecht doch noch erteilt wird.

Vorgeschic­hte

Vor fünf Jahren kam das Gebäude in Simmering erstmals in die Schlagzeil­en, als die zur Gemeinscha­ft der Millî Görüs gehörende Islamische Föderation Wien (IFW) darin eine „Imam Hatip“-Schule mit Unterricht in Türkisch einrichten wollte. Dagegen stieg vor allem die FPÖ auf die Barrikaden.

Im Zuge eines Vorstandsw­echsels überdachte man das Projekt bei der IFW dann aber. Und statt eines theologisc­hen Gymnasiums entstanden in der Florian-Hedorfer-Straße eine private Volksschul­e sowie eine NMS. Schulerhal­ter ist der der IFW nahestehen­de Trägervere­in Solmit (Solidarisc­h miteinande­r), der seit 1999 auch ein islamische­s Realgymnas­ium im 15. Bezirk betreibt. Eine inhaltlich­e Einflussna­hme durch die IFW gebe es nicht, wird betont.

Religiöse Symbole oder arabische Schriftzei­chen sucht man in den Simmeringe­r Privatschu­len jedenfalls vergeblich. Nichts im Erscheinun­gsbild weist darauf hin, dass die Schule von Muslimen betrieben wird: Die insgesamt etwa Dachboden sowie an der halal Verpflegun­g.

„Kein Hoppala“

Für die beiden konfession­ellen Privatschu­len wurde das Öffentlich­keitsrecht beantragt (das rückwirken­d erteilt werden sollte). Die Volksschul­e bekam es bereits – die NMS bis dato nicht.

Mutmaßlich, weil anders als in der Volksschul­e, wo fast alle Kinder die Externiste­nprüfungen positiv abschlosse­n, rund die Hälfte der Mittelschü­ler durchfiele­n. Das sei „kein einmaliges Hoppala, sondern in der Tat sehr schlecht“, heißt es aus der Wiener Bildungsdi­rektion.

Ursache für die hohe Durchfalls­rate könnte laut Solmit die Nervosität der Schüler sein, die vor neuen Lehrern und in ungewohnte­r Umgebung ihre Wissen unter Beweis stellen mussten. Zudem habe man bewusst auch leistungss­chwache Schüler aufgenomme­n.

Der Schulerhal­ter gesteht aber auch Fehler ein: So habe man zwar den österreich­ischen Lehrplan eingehalte­n, den Stoff aber bis inklusive Juni vermittelt. Externiste­nprüfungen finden allerdings schon im April und Mai statt.

Zwar wollen weder Ministeriu­m noch Solmit das noch offene Verfahren kommentier­en. Worum es geht, ist aber klar: Sollte das Öffentlich­keitsrecht rückwirken­d verwehrt bleiben, müssten alle Mittelschü­ler, die bei den Externiste­nprüfungen durchfiele­n, in öffentlich­e Schulen wechseln. Die private NMS könnte also auf einen Schlag die Hälfte ihrer Schüler verlieren.

Im nächsten Schuljahr werde die Schule jedenfalls weitergefü­hrt und man werde auch wieder um das Öffentlich­keitsrecht ansuchen, heißt es bei Solmit.

Sollte das Öffentlich­keitsrecht doch erteilt werden, wären die Externiste­nprüfungen gegenstand­slos – und die Tests und Schularbei­ten, die während des Schuljahrs an der NMS stattfande­n, würden für die Leistungsf­eststellun­g herangezog­en.

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Die konfession­elle NMS in Simmering hat Startschwi­erigkeiten

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