Kurier

Milliardär­in Heidi Horten als türkise Großspende­rin

Stückelung. Fast eine Million gespendet, aber keine Meldung an Rechnungsh­of – andere Parteien orten einen Skandal

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Die ÖVP hat am Dienstag ihre Spenderlis­te für 2018 und 2019 veröffentl­icht – und prompt orten die anderen Parteien einen neuen Skandal. Denn zwar wurde die Partei großzügig bedacht, allerdings so, dass keine sofortige Meldung an den Rechnungsh­of nötig war.

Im laufenden Wahlkampf will die Volksparte­i ganz auf Parteispen­den verzichten. In den vergangene­n eineinhalb Jahren sah das ganz anders aus: 2,76 Millionen Euro hat die ÖVP 2018 und im ersten Halbjahr 2019 an Spenden lukriert. Diese Zahlen hat die Partei am Dienstag veröffentl­icht. Größte Einzelspen­derin war Milliardär­in Heidi Goess

Horten mit insgesamt 931.000 Euro: 588.000 Euro im Vorjahr und 343.000 Euro heuer. Allerdings wurde keine einzige Spende dem Rechnungsh­of gemeldet.

Bis zur Reform der Parteifina­nzierung im Juli mussten Spenden über 50.000 Euro unverzügli­ch dem Rechnungsh­of

gemeldet werden (ab 3.500 Euro erst im Nachhinein im Rechenscha­ftsbericht). Medienberi­chten zuvolge hat Goess-Horten die Spenden in monatliche­n Tranchen von 49.000 Euro überwiesen. ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer betonte, die Spenden seien „alle gesetzesko­nform“. Auch die Stückelung der Beträge sei zulässig gewesen.

Schlupflöc­her genutzt

Dieses Argument lassen Grüne, Neos und FPÖ nicht gelten: Die Volksparte­i habe Spenden „an Rechnungsh­of und Öffentlich­keit vorbeigesc­hmuggelt“, kritisiert­e Grünen-Wahlkampfl­eiter Thimo Fiesel. Sebastian Kurz habe „den Anspruch auf das Kanzleramt verspielt, nachdem er neuerlich dabei erwischt wurde, wie er versucht, Großspende­n zu vertuschen“.

Für Neos-Generalsek­retär Nikolas Donig zeigt die veröffentl­ichte Spenderlis­te, wie „Sebastian Kurz alle Spendensch­lupflöcher schamlos ausgenutzt“habe.

„Höchst irritiert“reagierte die FPÖ. Es zeige sich, „wie wichtig es war, dass die Regeln für die Obergrenze­n von Parteispen­den erneuert wurden“, erklärte Generalsek­retär Christian Hafenecker. Seit Juli gilt für Spenden eine jährliche Obergrenze von 750.000 Euro sowie von 7.500 Euro pro Einzelspen­der. Ab 2.500 Euro müssen Spenden unverzügli­ch dem Rechnungsh­of gemeldet werden.

Neben Goess-Horten tauchen auch der Tiroler Bauinvesto­r Klaus Ortner mit 430.000 Euro (2018) und 191.000 (2019) sowie der Unternehme­r Peter Mitterbaue­r (166.000 Euro 2018 und 132.000 Euro 2019) auf der ÖVP-Liste auf. „Im Gegensatz zur SPÖ nennen wir nicht nur die Summe der Spenden, sondern auch die Namen der Spender“, betonte Nehammer.

Die SPÖ hatte in der Vorwoche bekannt gegeben, 2018/19 rund 765.000 Euro an Spenden eingenomme­n zu haben – Spendernam­en wurden erst später veröffentl­icht.

Im laufenden Wahlkampf haben weder SPÖ noch ÖVP oder FPÖ dem RH Parteispen­den gemeldet. Nur Neos (42.000 Euro), Grüne (20.399 Euro) und Wandel (6.000 Euro) haben bisher meldepflic­htige Spenden erhalten.

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ÖVP-Chef Sebastian Kurz wird ob der Spenden scharf kritisiert
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Milliardär­in, Kunstsamml­erin und ÖVP-Spenderin Goess-Horten

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