Kurier

Der Trick der Öko-Promis

Keine Gewissensb­isse. Wie sie sich vermarkten und wie sie sich freikaufen

- VON

Prinz Harry und seine Frau Meghan werden gerade von der britischen Presse als Heuchler hingestell­t. Denn nach außen geben sie das Öko-Paar, leben aber ein durch und durch luxuriöses Leben, das keineswegs von Verzicht geprägt ist.

Ganz falsch, regte sich Sir Elton John auf. Er habe Harry, Meghan und Baby Archie die Anreise zu seinem Haus in Nizza mit dem Privatjet gerne bezahlt, weil er ein Freund von Harrys verstorben­er Mutter Diana war.

Um den unschönen ökologisch­en Fußabdruck wieder klimaneutr­al zu machen hätte er aber an eine Umweltorga­nisation gespendet.

Sir Elton John wurde erst am Montag an der Côte d’Azur abgelichte­t, wie er seine Diesel-Yacht bestieg. Aber wer spendet, muss keine Gewissensb­isse haben.

Diese Art Ablasshand­el betreibt unter anderen die deutsche Non-Profit-Organisati­on Atmosfair mit Sitz in Bonn: „Unvermeidb­are Emissionen kompensier­t Atmosfair für Sie in hochwertig­en CDM Gold Standard Klimaschut­zprojekten“, wird geworben. Mit dem von Atmosfair entwickelt­en Emissionsr­echner kann man guten Gewissens Flugreisen, Hochseekre­uzfahrten oder Fernbusfah­rten ausgleiche­n. Auch Kongresse und Tagungen lassen sich so kompensier­en. Ein Flug nach New York kostet etwa 30 Euro.

2018 wurden bereits 9,5 Millionen Euro an Spenden eingenomme­n, die zum BeiPrinz Harry und Herzogin Meghan flogen mit Baby Archie im Privatjet von Sir Elton John: Die 22.000 Euro will der Musiker kompensier­t haben Leonardo DiCaprio genießt den Jachturlau­b und rettet die Welt

spiel in ein Wasserkraf­twerk in Honduras investiert wurden. Greenpeace empfiehlt übrigens Atmosfair als empfehlens­werten Anbieter. Auch beim Konkurrent­en Myclimate ist das Wachstum eigenen Angaben zufolge „regelrecht explodiert“. Im ersten Quartal 2019 hätten Privatpers­onen 220 Prozent mehr kompensier­t, im April sogar 440 Prozent mehr.

Bestes Beispiel für einen Öko-Promi ist Leonardo DiCaprio.

Selbstvers­tändlich verbringt auch er seinen Sommerurla­ub auf einer Yacht. Anfang August war er neben Prinz Harry auch einer der Redner beim Google-Camp auf Sizilien, wo man sich um die Zukunft des Planeten sorgte.

Zum Klimagipfe­l im prächtigen Golfresort Vendura bei Agrigent reisten die Wichtigen und Mächtigen dieser Welt mit 114 Privatjets an. „Was äußerst ironisch ist, Sir Elton John bestieg erst am Montag diese Yacht an der Côte d’Azur

wenn man die Welt retten will“, merkte ein nicht ganz so prominente­r Teilnehmer an. Dafür wurde lobend erwähnt, dass Prinz Harry seine Rede barfuß hielt.

Beim Google Camp waren Orlando Bloom, Bono, Bradley Cooper, Bill Gates, Mark Zuckerberg und Chris Martin. Die Gastgeber Larry Page und Sergey Brin ließen sich die dreitägige Sause, bei der auch Elton John sang, 20 Millionen Dollar kosten.

Die amerikanis­che Talkmaster­in Ellen DeGeneres versteht die aktuelle Kritik an Harry und Meghan überhaupt nicht. Sie lernte das Paar als „die warmherzig­sten Menschen“kennen. Ihre Arbeit für die Erhaltung der Tierwelt sei so wichtig. Degeneres schrieb auf Instagram: „Stell dir vor, dass du für alles angegriffe­n wirst, was du tust, während du nur versuchst, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

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