Kurier

Premiere auf der ATP-Tour: Ein gehörloser Profi siegt

USA. Lee Duck-hee will ein Vorbild sein

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Lee Duck-hee (Südkorea) – Henri Laaksonen (Schweiz) 7:6 (4), 6:1. Dieses Ergebnis in der ersten Runde des mit 807.210 Dollar dotierten ATP-Turniers in Winston Salem in North Carolina geht in die Geschichte des Tennisspor­ts ein. Denn Lee Duckhee ist der erste gehörlose Spieler, der auf der ATP-Tour ein Spiel gewonnen hat.

Den Klang des Balles, der Informatio­n über den Schlag des Gegners gibt, bekommt der Koreaner nicht mit. Also muss sich Lee auf seine Beobachtun­gsgabe verlassen. „Ich kann den Ball zwar nicht hören, aber dafür spüre ich ihn“, sagte er einmal der New York Times. „Ich verfolge die Bewegung des Gegners und die Flugkurve des Balles sehr genau und bis ins Detail. Vor und nach den Spielen schaue ich mir sehr viele Videos von anderen Spielern an.“

Manchmal sei die Stille sogar gut: „Ich werde nicht so leicht abgelenkt wie andere Spieler.“Laute Zuschauer, ein Flugzeug über dem Court – alles egal für Lee Duck-hee. Schwierig sei es bei Netzroller­n. „Ich kann weder die Berührung des Netzes noch den Ruf des Schiedsric­hters wahrnehmen. Manchmal glaube ich dann, mein erster Aufschlag sei im Aus gewesen.“

Der jetzt 21-jährige ist seit seiner Geburt taub. Seine Eltern achteten aber darauf, dass er möglichst normal aufwächst und mit Kindern Kontakt hat, die die Gebärdensp­rache nicht können. So perfektion­ierte Lee das Lippenlese­n. Mit sieben Jahren kam Lee durch seinen Cousin zum Tennis. Es gefiel ihm, seine Eltern förderten ihn. Cousin Woo Chunghyo führte ihn als Trainer ins Profi-Tennis. Bald stellten sich erste Erfolge ein: Bei den Junioren war er die Nummer drei der Welt und gewann zehn Turniere der Future-Serie.

Jetzt ist er die Nummer 212 der Weltrangli­ste. Wahrschein­lich der bekanntest­e Spieler in diesen Sphären. Nach seinem ersten ATP-Sieg gab er zu: „Die Leute haben aufgrund meiner Beeinträch­tigung über mich gescherzt. Sie haben gesagt, ich soll nicht spielen. Meine Freunde und Familie haben mich dabei aber unterstütz­t. Ich wollte allen beweisen, dass ich es schaffen kann.“

Sein Gegner in der zweiten Runde ist der Pole Hubert Hurkacz (Nr. 41 der Welt) und seine Botschaft: „Lasst euch nicht entmutigen. Wenn ihr hart arbeitet, könnt ihr alles schaffen.“Lob gab es auch vom ehemaligen Weltrangli­sten-Ersten Andy Murray, der sein Erstrunden-Spiel verlor: „Es ist ein großer Nachteil, nichts zu hören. Das zu tun, was er macht, ist daher eine große Leistung.“ Talent: Lee Duck-hee hört nicht und beobachtet daher sehr genau

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