Kurier

Die Blauen in der Strache-Falle

Wien-Wahl 2020. Der Ex-FP-Chef würde gerne antreten. Seine Parteikoll­egen sind dagegen. Aus gutem Grund

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Für den blauen Meister der sanften Töne waren es ungewohnt deutliche Worte: Ein Polit-Comeback von HeinzChris­tian Strache ist für FPÖParteic­hef Norbert Hofer nur dann möglich, wenn „alle rechtliche­n Vorwürfe“im Zusammenha­ng mit der IbizaAffär­e ausgeräumt seien. „Alles andere ist nicht denkbar für mich“, stellte Hofer im ORF-Sommergesp­räch klar.

Eine Abfuhr für Strache, der zuletzt unüberhörb­ar laut über eine baldige Rückkehr an die Spitze der Wiener Landespart­ei nachgedach­t hat. In Wien stehen schon 2020 Wahlen an, Strache würde nur allzu gern als Herausford­erer von Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) in den Ring steigen.

Keine einfache Situation für die Wiener Funktionär­e, die von Straches Plänen in ein tiefes Dilemma gestürzt werden: Wie weit darf die Loyalität zum einstigen politische­n Übervater gehen, der die Partei in eine derart tiefe Krise manövriert hat?

„Es wäre natürlich super, könnte Strache nächstes Jahr Spitzenkan­didat sein“, sagt Ein Bild aus besseren Tagen: die engen Freunde Gudenus, Strache und Nepp 2015 am Wörthersee. Nur einer überstand den Ibiza-Skandal ein Blauer, der anonym bleiben will. „Wir wissen, wie gut er wahlkämpft. Er lebt 25 Stunden am Tag für die Politik.“Und: „Keiner von uns würde ohne ihn im Gemeindera­t sitzen. Ihm haben wir auch zu verdanken, dass die Wiener FPÖ so stark geworden ist, dass wir den Vizebürger­meister stellen.“

Dennoch steht er hinter Hofers Klarstellu­ng: „Solange die Hintergrün­de der IbizaAffär­e nicht aufgeklärt sind, würde Strache bei jedem Interview darauf angesproch­en werden. Das würde die ganze Wahlkampf-Dynamik zunichte machen“, sagt der Funktionär. „Man stelle sich vor: Mitten im Wahlkampf kommt es zu einer Anklage von Strache. Das wäre schwierig“, ergänzt ein anderer FPÖ-Mann.

Sein Parteikoll­ege ist zwar überzeugt, dass sich Strache strafrecht­lich nichts zuschulden kommen lassen hat, „aber ich fürchte, die restlose Aufklärung der Causa wird so lange dauern, dass sich sein Antreten 2020 ausgehen wird“.

So sieht das auch Dominik Nepp, FPÖ-Vizebürger­meister und designiert­er Strache-Nachfolger nicht mehr als Wiener Landespart­eichef: „Den Aussagen Hofers ist nichts hinzuzufüg­en“, lässt er über eine Sprecherin ausrichten.

Dem Vernehmen nach treten nur einige vereinzelt­e Funktionär­e aus den Außenbezir­ken, die Strache besonders verbunden sind, für dessen rasches Politik-Comeback ohne Wenn und Aber ein. Darauf angesproch­en geben sie sich freilich völlig bedeckt.

Und so spricht derzeit vieles dafür, dass Nepp die Wiener FPÖ als Spitzenkan­didat in die Wien-Wahl führen wird. Sein Manko: Im Vergleich zu Strache ist sein Bekannthei­tsgrad noch verschwind­end gering.

Selbst sein Vorgänger als Vizebürger­meister – der nach dem Ibiza-Skandal aus der Partei ausgetrete­ne Johann Gudenus – nutzte das ressortlos­e Amt wenigstens für öffentlich­keitswirks­ame Auftritte.

Manche Blaue sehen das locker: „Als Hofer Präsidents­chaftskand­idat wurde, hat ihn auch keiner gekannt. Dann hat er die Wahl fast gewonnen.“

Ein anderer ist da schon etwas pessimisti­scher: „Auch Nepp macht seinen Job mit 100 Prozent Einsatz und wird voll von uns unterstütz­t, aber der HC ist schon ein anderes Kaliber.“

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