Die gefährliche Reise der jungen Störche
Tierschutz. Bruterfolge vor allem im Osten Österreichs, aber illegale Verfolgung im Süden
Auch wenn es die nach wie vor hochsommerlichen Temperaturen kaum vermuten lassen: Die ersten Zugvögel sind bereits auf dem Weg in ihr Winterquartier. Ab Mitte August brechen alljährlich die ersten Weißstörche auf. Doch während ihr Bestand hierzulande dank bescheidener Bruterfolge gesichert scheint, warten auf die Tiere entlang ihres Weges nach Süden zahlreiche Gefahren.
Denn Weißstörche sind im Mittelmeerraum Opfer illegaler Verfolgung. Vor allem auf Zypern und Malta und in Syrien und Ägypten werden jedes Jahr mehr als 25 Millionen Vögel illegal getötet, darunter Tausende von Weißstörchen. Als Zentrum des illegalen Abschusses gilt der libanesische Qaraoun-See.
Weißstörche brauchen für ihren Flug nach Afrika rund zwei Monate und sind damit länger unterwegs als die meisten Zugvögel. Weil sie als Segler auf warme Aufwinde über Land angewiesen sind, umfliegen sie das Mittelmeer und legen keine weiten Strecken über dem offenen Wasser zurück.
Die österreichischen Tiere zählen zu den sogenannten „Oststörchen“, die über den Bosporus und die Türkei in Richtung Ostafrika oder sogar bis Südafrika ziehen. „Auf ihrem Weg kann man sie in diesem Zeitraum in Österreich auch abseits der Brutplätze beobachten“, weiß Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich. „In günstigen Nahrungsgebieten, etwa auf gerade gemähten Wiesen, sammeln sich manchmal auch größere Gruppen.“
Und Karner-Ranner berichtet: „Viele Jungstörche ziehen vor ihren Eltern ab – die Zugrichtung ist ihnen angeboren und muss nicht erlernt werden. Die Altvögel nutzen die Zeit nach dem Abflug der Jungen oft noch zum Ausbessern des Horstes.“
Bis Mitte September sind die meisten Störche dann aus Österreich abgeflogen. Im September und Oktober folgt ihnen der Großteil der anderen Zugvogelarten wie Rauchschwalbe und Hausrotschwanz, bis im November Gänse und Kraniche das Ende des herbstlichen Vogelzugs bilden.
In Österreich brüten derzeit etwa 350 Weißstorchpaare – meist auf Schornsteinen und Hausdächern. Der Schwerpunkt liegt im Burgenland, im östlichen Niederösterreich und der südöstlichen Steiermark. Viele Menschen nehmen regen Anteil am Brutgeschehen und melden BirdLife auch ihre Beobachtungen für die jährliche Weißstorchzählung. Erste Ergebnisse deuten heuer auf ein gutes Die Weißstörche verlassen Österreich in Richtung Winterquartier
Brutjahr hin. Mit durchschnittlich 1,8 ausgeflogenen Jungvögeln liegt der Bruterfolg etwa im Mittelfeld der üblichen Werte.
„Angesichts der schwierigen Wetterlage zu Beginn der Brutzeit durchaus erfreulich“, sagt Eva Karner-Ranner. Regional sei das Bild sehr unterschiedlich:
schlechte Bruterfolge in Kärnten (nur ein ausgeflogener Jungvogel pro Horst), mittlere Werte im Süd- und Mittelburgenland (1,8) und überdurchschnittlich viele Jungvögel im burgenländischen Seewinkel (2) und der Buckligen Welt (2,6).