Kurier

Gudenus war vor Lockvogel gewarnt

MEHRERE WOCHEN VOR IBIZA-VIDEO

- VON STEFAN SCHOCHER UND KID MÖCHEL

Der Ex-FPÖ-Politiker erhielt einen Insider-Tipp zur vermeintli­chen Oligarchen-Nichte. Doch der verstand die Warnung nicht.

„Mit großer Freude gibt Wiens Vizebürger­meister Mag. Johann Gudenus seine Hochzeit bekannt. Gestern hat Gudenus im engsten Freundes- und Bekanntenk­reis seiner langjährig­en Lebensgefä­hrtin Tajana in der Republika Srpska/Bosnien-Herzegowin­a das Jawort gegeben“, hieß es am 6. Mai 2017 in einer Aussendung der FPÖ Wien.

Wenige Tage vor der Hochzeit, am 25. April 2017, soll die vermeintli­ch reiche Russin Aljona Makarowa, der Ibiza-Lockvogel, den weitläufig­en Grundbesit­z der Familie Gudenus im Waldvierte­l besichtigt haben. Sie gab vor, an der Immobilie samt Jagd interessie­rt zu sein. Der spätere Ibiza-Lockvogel wollte angeblich das Fünffache des Marktwerte­s zahlen. Sieben Millionen Euro soll sie dafür beim involviert­en Wiener Anwalt M. hinterlegt haben.

Der geplante Deal war die Legende, die man Gudenus auftischte, um das skandalträ­chtige Treffen auf Ibiza inszeniere­n zu können.

„Reiche Russin“

Doch rund um den Hochzeitst­ermin soll Gudenus einem Freund und Unternehme­r (Name der Redaktion bekannt) von der vermeintli­ch reichen Russin – angeblich eine Verwandte des Oligarchen Igor Makarow – erzählt haben. Auch ein Handy-Foto des späteren Ibiza-Lockvogels soll Gudenus dem Unternehme­r gezeigt haben. Der Insider sagte am Dienstag auf Anfrage des KURIER, dass er die Frau auf dem Foto nicht kannte und Gudenus warnte.

Konkret will er dem ExPolitike­r versichert haben, dass Makarow gar keine Nichte haben könne. Der Oligarch habe keine Geschwiste­r, weil die Mutter Makarows verstorben ist, als der Sohn etwa vier Jahre alt war. Und der Vater soll schon vor dessen Geburt verschwund­en sein.

Zugleich behauptet der Insider mit guten Kontakten zur FPÖ-Führung, dass er seine Wahrnehmun­g mittlerwei­le auch den Behörden im Zuge einer Einvernahm­e zu Protokoll gegeben habe.

Später soll Gudenus ihm gegenüber angegeben haben, „die Warnung nicht als solche verstanden zu haben“. Als vermeintli­che Oligarchen-Nichte Aljona Makarowa spielte die Frau am 24. und 25. Juli 2017 die Hauptrolle im Ibiza-Video. Gudenus-Anwalt Heinz-Dietmar Schimanko bestätigt im Gespräch mit dem KURIER, dass sein Mandant mit dem Insider über die vermeintli­che Oligarchen-Nichte gesprochen habe.

Gespräche bestätigt

„Herr Gudenus hat den Unternehme­r selbst angesproch­en und ihm gesagt, dass er jetzt mit Aljona Makarowa zu tun habe. Dabei hat er ihn beiläufig gefragt, ob er sie kennt“, sagt Anwalt Schimanko zum KURIER.

Doch: „Mein Mandant hat aber nichts von der Intensität einer Warnung vor dieser Person wahrgenomm­en, sonst hätte er sich anders verhalten“, sagt der Gudenus-Anwalt. Der Ex-FPÖ-Politiker bleibt indes bei seiner bisherigen Version: Er habe Anwalt M. vertraut und sich auf dessen Angaben verlassen. M. soll ihm eine Kopie des angebliche­n lettischen Reisepasse­s der „Russin“vorgelegt haben. Die Ermittlung­sbehörden haben an Anwalt M. auch großes Interesse. Gestern fand bei ihm eine Hausdurchs­uchung statt.

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 ??  ?? 24. Juli 2017, Skandal-Treffen auf Ibiza: Mehrere Wochen zuvor soll ein Freund Johann Gudenus vor der „reichen Russin“warnt haben
24. Juli 2017, Skandal-Treffen auf Ibiza: Mehrere Wochen zuvor soll ein Freund Johann Gudenus vor der „reichen Russin“warnt haben

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