Kurier

„Die Macht rennt nicht über Korruption“

- VON JOHANNA HAGER

Das sagt (nachzulese­n in „Die Ibiza-Affäre“) Heinz-Christian Strache am 24. Juli 2017 auf Ibiza. Die vermeintli­che Oligarchen-Nichte solle lieber Einf luss kaufen. „Das spielst du nicht auf der Korruption­sebene, da spielst du mit auf der realpoliti­schen Ebene.“Auf eben dieser Ebene spielt sich seit Heinz-Christian Straches Rücktritt am 18. Mai 2019 bisher noch nie Dagewesene­s ab. Mit eigenartig­en Folgen: Das Vertrauen in die Politik ist erschütter­t, aber die Blauen stürzten trotzdem nicht ab. Auf der Insel kehren zwei FPÖ-Politiker ihr Innerstes nach außen, in Österreich kehren die Wähler den Freiheitli­chen aber nicht den Rücken. Laut KURIEROGM-Umfrage kommt die FPÖ auf 20 Prozent der Stimmen (Stand: Mitte August) und selbst für ÖVP-Chef Sebastian Kurz wieder als Koalitions­partner infrage.

Dass die von Strache im Video zitierte Milliardär­in Heidi Goess-Horten mit knapp einer Million Euro die Volksparte­i finanziert­e, ist ein Treppenwit­z der jüngeren Geschichte. Weniger überrasche­nd hingegen ist, was die Casino-Causa offenbart: Dass Koalitions­parteien Posten in staatsnahe­n Betrieben mit ihren Leuten besetzen, von denen vielleicht nicht alle fachlich geeignet sind.

Die Lehre daraus? Vorerst keine.

Drei Monate nach Publikwerd­en des Ibiza-Videos bleiben nachhaltig­e Konsequenz­en – bis auf das Parteienfi­nanzierung­sgesetz – aus. Das beweist ausgerechn­et auch Strache selbst, der kein Schuldbewu­sstsein zeigt und als „einfaches Parteimitg­lied“in die WienWahl gehen will. Seine Macht „rennt“nicht über die FPÖ, sondern über seine 800.000 Facebook-Fans. Diese könnten ihn jetzt nicht einmal, wenn sie es wollten, mit Vorzugssti­mmen ins Parlament hieven.

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