Kurier

Ein Sozialdemo­krat will Salvini bremsen und Italien stabilisie­ren

Regierungs­krise. Nach dem Abgang des Premiers steht der linke Staatspräs­ident Mattarella im Fokus. Er sucht Auswege.

- AUS ROM IRENE MAYER

Nach der hochsommer­lichen Strandtour von Innenminis­ter Salvini ist es plötzlich ruhiger: Der als Oberbrülle­r bekannte Lega-Chef, mit dem Premier Conte vor seinem Rücktritt am Dienstag heftig abrechnete, ist momentan eher kleinlaut. Denn nun steht mit Staatspräs­ident Sergio Mattarella ein ruhiger, mediensche­uer Gegenspiel­er im Rampenlich­t.

Alle Blicke sind auf den Quirinalsp­alast in Rom gerichtet: Dort wird in den kommenden Tagen das Verhandlun­gsgeschick des 78-jährigen Sizilianer­s gefragt sein. Mattarella hat mit den ersten Konsultati­onen begonnen. Nun stehen wichtige Gespräche mit den führenden Parteien an, um eine mögliche Mehrheit im Parlament auszuloten.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte er noch Ende der Woche einem Politiker Alle Augen sind auf Präsident Mattarella gerichtet: Er ist in der Regierungs­krise jetzt die Drehscheib­e

oder Experten einen Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung erteilen.

Stabile Finanzen gefragt Der erfahrene Jurist und Politiker ist entschloss­en, rasch eine Lösung zu finden. Bei allem Tempo, mit dem er das Land schnell aus einer Regierungs­krise mitten im Hochsommer – selbst für Italien ein Novum – führen will, wird Mattarella nicht vorschnell grünes Licht geben.

Seine Prioritäte­n sind die Sicherung von Italiens Staatsfina­nzen und die Verabschie­dung eines stabilen Haushaltsb­udgets für 2020. Wie sein Vorgänger Giorgio Napolitano kommt er aus dem politisch linken Lager. Er war Gründungsm­itglied der Sozialdemo­kraten PD.

Der aus Palermo stammende Mattarella hat wiederholt auf wirtschaft­liche Maßnahmen für den benachteil­igten Süden des Landes

gedrängt. Der Kampf gegen das Organisier­te Verbrechen ist ihm – sein Bruder wurde von der Mafia ermordet – ein Herzensanl­iegen. Auch gegen den unmenschli­chen Umgang mit Flüchtling­en im Mittelmeer hat Mattarella öffentlich protestier­t. Dass doch immer wieder Leute an Land gehen durften, wurde vor allem durch seine Interventi­onen ermöglicht. Er lehnte stets Salvinis aggressive, rassistisc­he Politik ab.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria