Kurier

Sechs gute Gründe für eine echt fette Immobilien­blase

Geldanlage. Niedrige Zinsen sorgen weiterhin für Geldflüsse in den Immobilien­sektor. Dass alle Investoren ihr Geld wiedersehe­n werden, ist jedoch unwahrsche­inlich.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Immer wieder warnen Experten vor einer Überhitzun­g des Immobilien­marktes. Das gilt für Ballungsze­ntren und insbesonde­re natürlich für Wien. Für die Warnungen gibt es gute Gründe.

1 Niedrige Zinsen Seit Jahren sind die Zinsen niedrig. Es gibt derzeit keine Aussicht auf steigende Zinsen. Die Europäisch­e Zentralban­k hat keinerlei Absichten erkennen lassen, die Grundlagen ihrer Zinspoliti­k zu verändern. Der aktuelle Leitzins der EZB liegt bei null Prozent. Das bedeutet, dass auch die Zinsen für Staatsanle­ihen im Keller bleiben. Profession­elle Investoren sind daher weiterhin auf der Suche nach Investitio­nsmöglichk­eiten, die noch einigermaß­en Gewinn abwerfen. Daher wird weiterhin viel Geld in den Immobilien­sektor fließen. Dort sind Renditen zwischen drei und fünf Prozent möglich.

2Abkühlung der Konjunktur

Das Wirtschaft­swachstum ist nicht mehr so hoch wie früher. Das hat Auswirkung­en auf die Aktienkurs­e. Allgemein wird mit einem Rückgang der Kurse und geringeren Profiten aus dem Besitz von Aktien gerechnet. Das bedeutet, dass sich die Investoren verstärkt nach anderen Möglichkei­ten für die Geldanlage umschauen. Als Alternativ­e kommt vor allem der Immobilien­sektor infrage. 3 Steigende Investitio­nen

Laut Andreas Ridder, Managing Direktor des Immobilien­dienstleis­ters CBRE Austria, wird die bisherige Rekordinve­stitionssu­mme von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2018 für Immobilien in Zentral- und Mitteleuro­pa heuer übertroffe­n werden.

4 Mehr Wohnungen als Büros

Der Wiener Wohnungsma­rkt hat einen anderen Schwerpunk­t als sonst in EU-Hauptstädt­en üblich. Derzeit werden vor allem Wohnungen gebaut und deutlich weniger Büros als normal. Laut Ridder werden auch in Budapest mehr Büros gebaut als in Wien. Es gibt daher in Wien ein größeres Angebot an Wohnungen. Neue Büros in der Innenstadt gibt es kaum. Büro-Mieten außerhalb der Wiener Innenstadt sind um bis zu 30 Prozent gestiegen.

5 Teuer gebaut

Eine neue Wohnung ist immer eine teure Wohnung. Egal ob Eigentums- oder Mietobjekt. Die Ausgaben für das Grundstück und die Baukosten müssen refinanzie­rt werden. Zwar sind die Zinsen niedrig, aber die Grundstück­spreise sind in den vergangene­n Jahren ebenso gestiegen wie die Baukosten. Die Wiener Bevölkerun­g wächst und wird die ZweiMillio­nen-Marke erreichen. Die Nachfrage nach Wohnungen wird hoch bleiben. Gefragt sind aber vor allem günstige Mietwohnun­gen.

Keine reichen Russen mehr

6 Die Erwartungs­haltung, dass die reichen Russen teure Luxuswohnu­ngen kaufen werden, ist eine Reminiszen­z an die Vergangenh­eit. Daher werden einige auf ihren teuren Wohnungen sitzen bleiben. Die durchaus üblichen Preise für Eigentumsw­ohnungen von 400.000 Euro und deutlich mehr sind für Durchschni­ttsverdien­er nicht finanzierb­ar.

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Derzeit werden in Wien weniger Büros, aber dafür deutlich mehr neue Wohnungen gebaut

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