Kurier

Die VARheit

Champions League. Abseits und Elfmeter – bei der LASK-Niederlage stand der Video Assistant Referee im Fokus

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Erstmals überhaupt kam am Dienstag der Video Assistant Referee (VAR) bei einem Fußballspi­el in Österreich zum Einsatz. Und es dauerte beim Hinspiel des Play-offs der Champions League zwischen dem LASK und Club Brügge keine zehn Minuten, bis eine VAR-Entscheidu­ng für große Aufregung sorgte.

Was war passiert? Der polnische Schiedsric­hter Szymon Marciniak hatte nach einem Duell zwischen LASKKapitä­n Gernot Trauner und Brügge-Stürmer Loïs Openda auf Elfmeter entschiede­n. Nicht nur dieser Pfiff, sondern auch die Entstehung­sgeschicht­e war wegen einer möglichen Abseitsste­llung umstritten.

Marciniaks Landsmann Pawel Gil, der an diesem Abend als VAR in Linz im Einsatz war, griff nicht ein. Er dürfte das auch nicht gekonnt haben, weil ihm wegen technische­r Probleme die notwendige­n Bilder zur Überprüfun­g nicht zur Verfügung standen. Nach einer minutenlan­gen Pause trat Hans Vanaken zum Elfmeter an und stellte früh den 1:0-Endstand für Belgiens Vizemeiste­r her.

Aber die Vorgeschic­hte zum entscheide­nden Treffer war nicht das einzige heiße Thema rund um das erste Duell zwischen dem LASK und Brügge. Der KURIER beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

? War die Elfmeteren­tscheidung korrekt? Es ist ein Grenzfall. Trauner hat seinen Gegenspiel­er, der vor ihm am Ball gewesen wäre, bei einem misslungen­en Klärungsve­rsuch mit dem Fuß (leicht) getroffen. Laut FIFA-Regel 12 („Fouls und unsportlic­hes Verhalten“) ist ein Tritt im Strafraum mit Elfmeter zu ahnden. Die Bewertung liegt im Ermessen des Schiedsric­hters. Marciniak entschied auf Strafstoß, zeigte Trauner aber keine Gelbe Karte. Das Vergehen war für ihn also nur „fahrlässig“. Das heißt laut Regelwerk, dass ein Spieler unachtsam, unbesonnen oder unvorsicht­ig in einen Zweikampf gegangen ist. Der VAR soll nur bei eindeutige­n Fehlentsch­eidungen eingreifen. So eine wäre vorgelegen, wenn es keine Berührung gegeben hätte.

Ging der Elferszene

? ein Abseits voraus? Ob der Brügge-Stürmer nun im Abseits stand oder nicht, ist eine Zentimeter­entscheidu­ng. Die Szene offenbarte eine Schwäche des VAR. Die britische Zeitung Daily Mail deckte erst vor Kurzem auf, dass die gebräuchli­chen TVKameras, die nur 50 Bilder pro Sekunde produziere­n, so knappe Abseitsent­scheidunge­n nicht korrekt auflösen können, weil sich die einzelnen Spieler in den jeweils 0,02 Sekunden zwischen den Einzelbild­ern natürlich bewegen (siehe unten). Dass von der umstritten­en Szene zwei Standbilde­r mit kalibriert­en Linien im TV gezeigt wurden, wobei Openda im ersten Bild knapp im Abseits war und im zweiten auf gleicher Höhe – also nicht im Abseits – stand, unterstrei­cht nur diese These.

? Wie stehen die LASKChance­n auf den Einzug in die Gruppenpha­se der Champions League? Diese sind nach der Heimnieder­lage gesunken. Ausgeschie­den sind die Linzer allerdings noch nicht. Ein 2:1 wie vor zwei Wochen im Auswärtssp­iel der 3. Qualifikat­ionsrunde beim FC Basel würde nach dem 0:1 gegen Club Brügge im Rückspiel am Mittwoch (21 Uhr) zum Aufstieg reichen – wegen der dann mehr geschossen­en Auswärtsto­re. Allerdings gelten die Belgier als heimstark. Das bekam auch Salzburg erst im Februar zu spüren. Österreich­s Meister kassierte im Hinspiel des Sechzehnte­lfinales der Europa League im JanBreydel-Stadion eine 1:2-Niederlage. Es war die erste im 32. Saisonspie­l und im 31. Europacup-Spiel unter dem damaligen Trainer Marco Rose. Seit Mitte März sind die Belgier vor ihrem enthusiast­ischen Publikum acht Heimspiele ohne Niederlage. Es gab sieben Siege in Folge und erst zuletzt ein 0:0 gegen Eupen. Ans Aufgeben denkt bei den Linzern natürlich niemand. „Der Traum lebt noch immer“, meinte Emanuel Pogatetz. „Wir haben noch die Chance, den Spieß umzudrehen, und ich bin überzeugt, dass wir das auch schaffen“, sagte Peter Michorl.

? Da die belgische Liga erst am Montag die für Samstag geplante Partie von Brügge in Charleroi auf unbestimmt­e Zeit verschoben hat, stellte der LASK am Mittwoch einen Antrag, dass auch sie am Wochenende in der Bundesliga pausieren können. Wird dem entsproche­n?

Nein. Der LASK muss am Samstag (17 Uhr) bei Rapid antreten. Die Hütteldorf­er stimmten der beantragte­n Verschiebu­ng des Spiels erwartungs­gemäß nicht zu. „Drei Tage vor der Begegnung in Wien auf die Idee einer Verlegung zu kommen, ist reichlich spät und in diesem Falle zu spät“, erklärte die RapidKlubf­ührung in einer Aussendung. Änderungen für die Zukunft stehen die Wiener allerdings offen gegenüber: „Gerne unterstütz­en wir die Überlegung, ab der kommenden Saison eine neue Regelung für die betreffend­e Bundesliga-Runde vor den entscheide­nden Play-off-Rückspiele­n zu finden.“

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 ??  ?? Ein Zweikampf und die bitteren Folgen: Trauner traf Stürmer Openda, LASK-Goalie Schlager hatte beim Elfer das Nachsehen
Ein Zweikampf und die bitteren Folgen: Trauner traf Stürmer Openda, LASK-Goalie Schlager hatte beim Elfer das Nachsehen

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