Kurier

„Ober-Austrianer“tot: Geständnis bei Psychiater

Wien-Simmering. Nach Mord gibt die Beziehung zwischen Opfer und Verdächtig­em Rätsel auf.

- VON BIRGIT SEISER UND KONSTANTIN AUER

Über WhatsApp verabredet­e sich ein 17-Jähriger in der Nacht auf Dienstag für den nächsten Vormittag mit seinem Psychiater. Man traf sich in einem Park auf der Wiener Wieden. Dort soll der Teenager die Gewalttat an dem 57-jährigen Fritz Duras gestanden haben. Die Polizei fand kurze Zeit später seine Leiche in einem Wohnhaus in der Mühlsanger­gasse in Wien-Simmering.

„Bei uns hier ist es ja wie in einem Dorf. Die Leute kennen sich und tratschen auch miteinande­r“, sagt ein Bewohner des Grätzels. Der Mann möchte nicht namentlich genannt werden, denn er kennt auch die Familie von gegenüber, aus der der Mordverdäc­htige stammt. Zum Zeitpunkt des KURIER-Lokalaugen­scheins in Kaisereber­sdorf ist es keine 48 Stunden her, dass Fritz Duras dort getötet wurde.

Im Gegensatz zu der Familie war er in der Nachbarsch­aft ein Unbekannte­r. „Der muss zu Besuch gewesen sein. Mir sagt weder das Bild noch der Name etwas“, erklärt eine Nachbarin, die neben dem Tatort einen Bauernhof betreibt. Auch das Haus, in dem die Tat stattgefun­den hat, war einst ein landwirtsc­haftlicher Betrieb.

Bewohnt wird der riesige Gebäudekom­plex von mehreren Mitglieder­n einer alteingese­ssenen Kaisereber­sdorfer Familie – darunter jener 17-jährige, der den Mord laut Polizei gestanden hat. Mit einem Schlag auf den Kopf soll er Fritz Duras getötet haben.

Nicht verwandt

Anders als zunächst spekuliert, bestand zwischen Opfer und Täter kein verwandtsc­haftliches Verhältnis. Duras soll laut Angaben des Verdächtig­en ein Bekannter gewesen sein. Gewohnt hatte Duras zuletzt in Wien-Liesing. Was er am Montag in Simmering gemacht hat, gibt Rätsel auf. Auch für Fans des Fußballklu­bs Austria Wien (FAK) – denn das Opfer war unter ihnen eine Ikone. In Foren wird er als „Ober-Austrianer“bezeichnet. Der Klub selbst nannte ihn in einem Nachruf „Jahrhunder­t-Anhänger“.

Duras organisier­te seit Jahrzehnte­n einen Fanclub, auf dessen Homepage über 900.000 Fotos der Spiele des FAK zu finden sind. Dementspre­chend viele FAK-Anhänger kannten den Kult-Fan und sind nach der Gewalttat ebenso fassungslo­s wie die Nachbarsch­aft. „Wir fragen uns, wie das genau passiert ist. Was der Auslöser war“, sagt eine Anrainerin. Diese Frage beschäftig­t auch die Polizei.

In der Einvernahm­e gab der mordverdäc­htige Teenager an, dass er sich seit längerer Zeit in psychiatri­scher Behandlung befindet. Er neige zu Gewaltausb­rüchen. Ein solcher soll am Montag Franz Duras das Leben gekostet haben.

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In diesem Haus wurde Fritz Duras tot gefunden. Der Verdächtig­e gestand laut Polizei die Tat

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