Kurier

Junge Pflegerin: „Dass du etwas Sinnvolles machst“

Vorbildlic­h. Menschen wie sie braucht das Land

- VON UWE MAUCH

Mit der Frau Fijala unterhält sie sich gerne. Die Frau Fijala engagiert sich als Vertreteri­n der Bewohner im CaritasPfl­egewohnhau­s St. Teresa in Wien-Donaustadt. Sie ist stets adrett gekleidet, und sie kann auch viel aus ihrem langen Leben erzählen.

Jasmin Waitzbauer hört ihr gerne zu. Sie selbst ist 25, seit gut einem Jahr arbeitet sie hier als Pflegeassi­stentin. Und sie bereut ihre Berufsents­cheidung bisher nicht: „Es ist einfach schön, wenn du nach dem Dienst heimgehst und dir denken darfst, dass du etwas Sinnvolles machst.“

Schon als Kind wollte sich die junge Wienerin „im Sozialbere­ich engagieren“. Nach ihrer Matura hat sie zunächst ihren Vater betreut, dem ein Bein amputiert werden musste. Zunächst im Spital, später auch zu Hause. „Da habe ich bemerkt, dass ich gut mit älteren Menschen kann.“

In der Tat kann sie das. Wenn Jasmin Waitzbauer in der Wohnküche Frühstück, Mittagesse­n oder Abendbrot serviert, geht für die Bewohner jedes Mal die Sonne auf. Ihr Lächeln wirkt ansteckend.

Dankbare Freunde

Die ausgebilde­te Pflegeassi­stentin ist eine Hoffnungst­rägerin für dieses Land, das künftig viel mehr Pflegekräf­te benötigt (siehe Zahlen unten).

Positiv überrascht haben Jasmin Waitzbauer die Reaktionen in ihrem privaten Umfeld: „Gut, meine Eltern haben sich am Anfang schon Sorgen gemacht, dass das viele Heben für mich körperlich zu anstrengen­d sein könnte. Inzwischen sind sie stolz auf mich.“Und ihre Freunde? „Die sind sehr aufgeschlo­ssen und bedanken sich, weil sie sagen, dass sie meine Arbeit nicht machen könnten.“

Vor allem die unregelmäß­igen Dienste (auch in der Nacht und am Wochenende) sowie die oft nicht einfache Kommunikat­ion mit betagten Menschen muss man mögen. Wenn sich etwa eine ältere Dame echauffier­t, weil sie statt „Brot mit Schinken“irrtümlich „Brot, kein Schinken“versteht, auch noch nach der vierten lautstarke­n Wiederholu­ng, ist von der Pflegeassi­stentin vor allem Geduld gefragt. Und die Einsicht, dass viele Verhaltens­weisen nicht auf Bösartigke­it beruhen.

Mit ihrem Einstiegsg­ehalt von etwas mehr als 1700 Euro netto pro Monat zeigt sich die Caritas-Mitarbeite­rin zufrieden: „Das ist in Relation zu meiner einjährige­n Ausbildung ordentlich.“Was ihr auch taugt: „Dass ich mir keine Sorgen um meine berufliche Zukunft machen muss.“So kann sie sich den Arbeitgebe­r sogar aussuchen. Wer kann das noch in ihrem Alter?

Nachtdiens­te sind weiterhin eine Herausford­erung für die junge Pflegerin: „Da bin ich alleine im zweiten Stock, zuständig für 36 Bewohner.“Zuvor geht’s heute noch zum Heurigen im Haus: mit einer gut gelaunten Bewohnerin, der Jasmin Waitzbauer in ihr Dirndl geholfen hat.

 ??  ?? Ärgert sich nicht: Jasmin Waitzbauer, 25, bei ihrer Pflegeassi­stenz
Ärgert sich nicht: Jasmin Waitzbauer, 25, bei ihrer Pflegeassi­stenz

Newspapers in German

Newspapers from Austria