Kurier

Noch einmal eine Lanze für die Motohall: Auch Design ist Kunst

KTM-Museum. Die eigenmächt­ige Entscheidu­ng von Josef Pühringer hat aber ein Nachspiel: Der Landesrech­nungshof wird die Causa prüfen

- THOMAS TRENKLER

Mit Eifer und Geifer wurden in den letzten Tagen die Förderunge­n des Landes Oberösterr­eich für die Motohall von KTM in Mattighofe­n kritisiert. Es gibt mehrere Ansatzpunk­te: Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) habe gelogen, denn es gebe keinen von allen Parteien mitgetrage­nen Regierungs­beschluss aus 2015. Der oberösterr­eichische Museumsver­bund habe zudem gar keine Zustimmung zum Projekt gegeben. Und ein solches Museum sei nicht förderungs­würdig. Zudem goss KTM-Chef Stefan Pierer unbeabsich­tigt Öl ins Feuer, weil er eingestand, dass die Motohall „vor allem für interne Zwecke“genutzt werde. Aber ganz so einfach ist es nicht. Im Februar 2015 übermittel­te KTM dem Museumsver­bund per Mail das Konzept für das geplante Museum. Wenig später kam die Antwort: „Für ein Förderansu­chen beim Land ist das inhaltlich­e Konzept umfassend genug.“Bei dem Projekt bestehe „die Chance, eine ideale Verknüpfun­g von Gebäude, Innenraum- und Ausstellun­gsgestaltu­ng sowie Vermittlun­gsebene zu erzielen“.

Der Verbund gab also tatsächlic­h kein Gutachten ab und empfahl auch keine Förderung, aber es war mit dem Projekt zumindest vertraut. Und auf www.oemuseen.at des Museumsver­bundes wird unter den Museen sehr wohl die Motohall gelistet.

Dass es einen Regierungs­beschluss gebe, behauptete nicht Stelzer, sondern KTMVorstan­d Viktor Sigl gegenüber der APA. Die Subvention gehe, sagte er, „auf einen einstimmig­en Beschluss der Landesregi­erung von 2015 noch unter dem seinerzeit­igen Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) zurück“. Es habe „den Konsens von ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grünen“gegeben, insgesamt 4,5 Millionen Euro in das 35-Millionen-Euro-Projekt, das auch für Mattighofe­n von „öffentlich­em Interesse“sei, zu stecken. Mit eben diesem Interesse argumentie­rten SPÖ und FPÖ: Gegen den Willen der ÖVP verkaufte die Gemeinde das Grundstück, auf dem die Motohall errichtet wurde, um nur 130 Euro pro Quadratmet­er.

„Einstimmig in der Regierung beschlosse­n“wurden zudem die Auszahlung­en: 1,8 Millionen Euro aus dem Gemeindere­ssort von Landesräti­n Birgit Gerstorfer (SPÖ) und die ersten beiden Raten (von dreien) der Kulturförd­erung zu je 600.000 Euro.

Stelzer kann man – abgesehen von den Kürzungen für die freie Szene – lediglich vorwerfen, nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben. Denn er gab nur bekannt, dass KTM 2015 eine „Kulturförd­erung in der Höhe von 1,8 Millionen Euro zugesagt“worden sei. Und er verschwieg, dass es sich dabei um eine ziemlich eigenmächt­ige Entscheidu­ng von Pühringer gehandelt hat.

Früher einmal konnte Helmut Zilk als SPÖ-Bürgermeis­ter von Wien verfügen, dass aus dem Kulturbudg­et jahrelang der Pachtzins fürs Café Schwarzenb­erg bezahlt wurde. Doch die Zeiten haben sich geändert. So hat die Causa zu Recht ein Nachspiel: Die SPÖ beauftragt­e den Landesrech­nungshof mit einer Sonderprüf­ung. Doch abgesehen von der wohl nicht legitimier­ten Vergabe, wenn KTM ein solches Infrastruk­turprojekt realisiert: Warum soll es dafür keine Förderung geben? Wie viele private Burgen und Schlösser wurden mit üppiger Unterstütz­ung der öffentlich­en Hand saniert?

Und Design ist natürlich Teil der Kultur. Man denke nur an die Produkte von Alessi – zu bestaunen im Museum für angewandte Kunst (MAK).

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