Kurier

Kim Jong-un, Diktator von Nordkorea:

Nordkorea. Kim Jong-un gilt als brutaler als sein Großvater und Vater. Von klein auf bekam er, was er wollte.

- VON SUSANNE BOBEK

In einer neuen Biografie wird geschilder­t, wie der jüngste Sohn aus der KimDynasti­e zum Tyrannen erzogen wurde.

Eigentlich hätte Kim Jong-un gar nicht Diktator werden sollen. Dafür war sein großer Halbbruder, der 2017 mit Gift ermordete Kim Jong-nam, vorgesehen. Doch der machte einen schweren Fehler: Er flog mit Frau und Sohn heimlich nach Japan, weil er sich Tokio Disney ansehen wollte.

Die Peking-Korrespond­entin der Washington Post Anna Fifield (43) hat eine Biografie über den nordkorean­ischen Diktator Kim Jong-un geschriebe­n. Der in zwischen 35-jährige „Oberste Führer“gilt als einer der gefährlich­sten Männer der Welt. In den vergangene­n Wochen provoziert­e er Donald Trump mit sechs Raketentes­ts.

Der „kleine Raketenman­n“(© Trump) besaß bereits mit sieben Jahren ein für seine Größe umgebautes Auto. Er hatte Super-Mario-VideoSpiel­e, ein Kino, in dem er Hollywoodf­ilme sah, Lehrer, Trainer, Leibwächte­r, Chauffeure. Im Alter von elf bekam er seinen ersten Colt 45, den er wie ein Cowboy um die Hüfte trug. Und er wurde mit Golfcarts oder Mopeds über das Anwesen im nur für die Elite zugänglich­en Luxusbadeo­rt Wonsan gefahren.

Anna Fifield sprach mit dem Sushi-Koch von Jonguns Vater: Kenji Fujimoto. Er kannte Kim Jong-un schon, als er ein Kind war. Der Luxusbenge­l sei besessen gewesen von Kampfflugz­eugen und Kriegsschi­ffen, erzählt er. Die zweite Leidenscha­ft des jetzigen Diktators: Basketball. Er liebte es, Spieler scharf zu kritisiere­n. „Er schien die Kunst der Befehle zu üben und genoss den Terror, den er durch seine absolute Autorität verbreiten konnte“, schreibt Fifield.

Mit 15 kam der Prinz nach Bern, dort bespuckte er andere, wenn er wütend war. Er war „der kurze Fette“für seine Mitschüler, und nur der Schweizer Geheimdien­st wusste, wer er wirklich war. Als George W. Bush Nordkorea zur „Achse des Bösen“rechnete, waren Jong-un und sein – nach Meinung des Vaters „weibischer“– älterer Bruder aus Bern verschwund­en. Tante und Onkel setzten sich in die US-Botschaft ab.

Angst verbreiten als Spaß Zurück in Nordkorea besuchte Kim Jong-un die Militäraka­demie, und erst im September 2010 erfuhren die Untertanen überhaupt von seiner Existenz. Auf dem ersten offizielle­n Foto wurde er gleich als ein Abbild seines Vaters gefeiert.

Im Dezember 2011 übernahm der damals 27 Jahre alte Kim nach seinem Großvater und nach seinem Vater die einzige kommunisti­sche Erbherrsch­aft. Und schnell entpuppte sich der 1,60 Meter kleine Mann als der machthungr­igste aller Kims. Onkel und Halbbruder wurden ermordet, sein „weibischer“Bruder hält sich komplett aus der Öffentlich­keit fern.

Anna Fifield hat mit Onkel und Tante, dem Sushi-Koch der Familie und vielen Überläufer­n gesprochen, und sie war ein dutzend Mal in Nordkorea. Kim habe keinerlei Hemmungen, seine Untertanen hungern zu lassen, zu foltern, zu töten, Angst zu verbreiten. Kim nehme sich, was er will, angeblich auch jede Frau.

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Wenn sich Kim Jong-un freut, freuen sich auch alle hochrangig­en Militärs mit ihm: Er verbreitet Angst und lässt foltern

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