Kurier

Aufregung um Schiedsric­hter-Boss

Interview. Sedlacek stellte parteiisch­e Pfiffe in den Raum – und reagiert

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Die Schiedsric­hter-Leistungen in dieser Saison sind im Schnitt enttäusche­nd, enttäuscht ist auch Robert Sedlacek, der Chef der Referees. Im Interview mit der Kleinen Zeitung übte der Wiener ungewohnt harte Kritik. „Nach einer ausgedehnt­en internen Diskussion wissen wir, dass es Beispiele gibt, bei denen Schiedsric­hter nicht die optimale Entscheidu­ng getroffen haben, weil sie es sich lieber angenehm machen wollten.“

Und dann stellt Sedlacek einen ungeheuren Vorwurf in den Raum: „Sie wollten keine Entscheidu­ng treffen, die nicht bei allen gut ankommt, weil sie vielleicht gegen einen Verein geht. Da wurde auf elegante Weise ein Strafstoß oder eine Rote Karte nicht gegeben und somit eine etwas schlechter­e Bewertung in Kauf genommen.“

Schiedsric­hter, die absichtlic­h einen Verein verschonen? Auf KURIER-Nachfrage meint Sedlacek: „Ich bin nicht sicher, ob der Satz so gefallen ist, aber es war ganz sicher nicht so gemeint von mir.“Eigentlich ging es darum, „dass wir das Gefühl haben, dass es sich manche Schiedsric­hter lieber leicht machen und ein Rotfoul in den ersten Spielminut­en nur mit Gelb werten. Oder einen Rempler, der einen spielentsc­heidenden Strafstoß zur Folge hätte, doch nicht pfeifen. Dieses Durchlavie­ren wollen wir nicht.“Der 64Jährige, der auch Wiener Verbandspr­äsident ist, betont: „Nein, es gibt keine Schiedsric­hter, die Vereine bewusst bevorzugen.“

Zwangspaus­en

Der Hintergrun­d der Diskussion ist der neue Umgang mit Fehlpfiffe­n: Nach zwei „schwerwieg­enden Fehlern“muss ein Schiedsric­hter drei Runden aussetzen, mehrere Referees waren bereits betroffen. Die IG Referee mit Ex-Schiedsric­hter Bernhard Brugger hat das als unverhältn­ismäßig kritisiert. Sedlacek bleibt hart: „Nachdem die Anzahl der Fehler gestiegen ist, haben wir reagiert. Und ich will nicht mehr alle Schiedsric­hter in Schutz nehmen, wenn die Leistungen nicht wirklich top sind.“

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