Kurier

Wahnsinnsf­ahrt bleibt wohl folgenlos

Semmering-Schnellstr­aße. Lenker kommt nach Geisterfah­rt durch Rettungsga­sse vermutlich ohne Strafe davon

- PATRICK WAMMERL

An eine (absichtlic­he) Geisterfah­rt mitten durch die Rettungsga­sse kann sich selbst der Leiter der nö. Landesverk­ehrsabteil­ung, Ferdinand Zuser, in seiner Laufbahn als Verkehrspo­lizist bisher nicht erinnern. Dieser Wahnwitz hat sich Mittwochna­chmittag auf der Semmering-Schnellstr­aße bei Maria Schutz in Niederöste­rreich ereignet.

Der Lenker eines VW-Touareg mit polnischem Kennzeiche­n hat nach einem schweren Lkw-Unfall im Stau einfach gewendet und ist mitten durch die Rettungsga­sse als Geisterfah­rer bis zur nächsten Abfahrt gefahren. Trotz des schweren Vergehens dürfte die Aktion für den Verkehrsro­wdy ohne Konsequenz­en bleiben. Da der Lenker zunächst unerkannt entkommen konnte und es mit den polnischen Behörden kein Vollstreck­ungsabkomm­en für Bußgelder gibt, wird der Sünder die saftige Geldstrafe vermutlich nicht tilgen müssen, sagen Verwaltung­sjuristen. Da bis dato nur Fragmente des Kennzeiche­ns bekannt sind, ist unklar, ob die Polizei den Fahrzeugha­lter überhaupt ausforsche­n kann.

„Der Unfall hatte sich gerade erst ereignet. Alle Fahrzeuge haben vorschrift­smäßig eine Rettungsga­sse gebildet, da ist das Auto plötzlich ausgescher­t und gegen die Fahrtricht­ung zurückgefa­hren. Ich habe den Irrsinn mit dem Handy gefilmt“, erzählt Augenzeuge Ronald Pichler, der selbst Mitglied einer Freiwillig­en Feuerwehr ist.

Keine 30 Sekunden nachdem der Geisterfah­rer seinen Wagen über die Ausfahrt Maria Schutz von der Schnellstr­aße pilotierte, langten Feuerwehr und die anderen Einsatzfah­rzeuge am Ort des Geschehens ein. „Er hätte ihnen die Zufahrt durch die Rettungsga­sse blockiert“, sagt Pichler.

Trittbrett­fahrer

Laut der Freiwillig­en Feuerwehr Semmering war der Geisterfah­rer nicht der einzig Unbelehrba­re an diesem Tag: Bei der Zufahrt versuchten auch andere Autolenker am Ende des Staus, im Rückwärtsg­ang über die Abfahrt dem Stau zu entkommen, sagen die Einsatzkrä­fte.

Für Ferdinand Zuser gehört diese Unverfrore­nheit zum Berufsallt­ag. Gerade was Staus nach Unfällen auf der Autobahn betrifft, versuchen viele Autolenker noch die vorangegan­gene Abfahrt zu erreichen. „So wie die vielen anderen Regeln der Straßenver­kehrsordnu­ng wird auch das Bilden der Rettungsga­sse nicht lückenlos befolgt. Bei zwei Fahrstreif­en funktionie­rt es noch ganz gut. Bei drei oder mehr Fahrstreif­en herrscht schon oft heilloses Chaos“, sagt der Verkehrspo­lizist.

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Ein Schnappsch­uss von dem SUV mit polnischen Kennzeiche­n bei der Geisterfah­rt durch die Rettungsga­sse am Semmering
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Ronald Pichler ist selbst bei der Feuerwehr und filmte die Geisterfah­rt

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