Wenn Feen Flüchtlinge werden
Interview. Kurier.tv traf den Schauspielstar Orlando Bloom zum Gespräch über seine neue Serie „Carnival Row“, die am 30. August auf Amazon Prime Video startet.
Elfen mit Flugverbot, die als Prostituierte in der Menschenwelt arbeiten müssen.
Menschen, denen die neuen Nachbarn mit dem exotischen Antlitz ein Dorn im Auge sind.
Und ein Detektiv, der eine Reihe grausamer Morde aufklären soll.
Geldprobleme, Intrigen, Gewalt, Liebe und verdreckte Straßen: „House of Cards“trifft „Game of Thrones“trifft „Sherlock Holmes“möchte man fast sagen, wenn man die ersten Folgen des neuen Fantasy-Epos „Carnival Row“von Amazon Prime Video sieht. Noch vor dem Start der ersten Staffel (am 30. August) hat Amazon die Serie um eine zweite verlängert. Kurier.tv traf Hauptdarsteller und Co-Produzent Orlando Bloom („Fluch der Karibik“) zum Gespräch.
KURIER.TV: Wie sind Sie an den Stoff herangegangen? „Carnival Row“verlegt ja gesellschaftlich relevante, aktuelle Themen in eine viktorianische Fantasy-Welt. Magische Kreaturen fliehen aus ihren zerstörten Heimatländern und suchen bei den Menschen Zuflucht, die sie wiederum ausbeuten … ORLANDO BLOOM: Erstens war es ein großes Geschenk in diese Welt einzutauchen, eben weil es so zeitgemäß ist und wir viele Themen ansprechen, die relevant sind dafür, was heute in der Welt passiert. Aber genau weil wir in dieser Fantasy-Welt sind, ist es uns möglich,denZuschauernwirklich tragische und verzweifelte Momente, die in unserer realen Welt passieren, aus einem empathischen Blickwinkel zu zeigen. Weil diese Momente von Fabelwesen erlebt werden, tun wir uns leichter, objektiv darüber nachzudenken und die Probleme dieser Figuren besser nachvollziehen zu können. Es werden Themen wie Flucht und Migration angesprochen. Gibt es dazu eine konkrete Botschaft in der Serie? Ich glaube, wir möchten die Menschen dazu bringen, ge
wisse Themen zu sehen und darüber nachzudenken. Nicht mehr und nicht weniger. Wir schauen uns die Ängste der Menschen an zum Thema Immigranten und wie sie in „unsere“Welt kommen. Wir Darsteller haben hier, denke ich, schon eine gewisse Verantwortung verspürt, Dinge richtig zu transportieren. Da muss ich mich auch bei den Machern bedanken, ich bin wirklich froh über die Drehbücher, mit denen wir arbeiten konnten. Die magische Welt, die uns die Serienmacher hier präsentieren, ist an Detailverliebtheit kaum zu überbieten…
Ja, ich liebe es! Ich war so aufgeregt am ersten Drehtag! Das Set von „Herr der Ringe“war für mich damals schon eine überwältigende Erfahrung und hat die Messlatte hoch gelegt. Aber diese Detailverliebtheit in „Carnival Row“ist enorm. Ich weiß noch genau, wie ich zum Drehstart den Shop der Hexe Haruspex zum ersten Mal betreten habe, das war magisch… all die kleinen Fläschchen mit den Zaubertränken oder die Tarotkarten aus Schlangenhaut (versucht mit seinen Händen die kleinen Details nachzuahmen). Ich glaube, wir können in dieser Welt viel weiter gehen, als in einem „normalen“Setting. Ich hab’ das schon geliebt als ich das Drehbuch gelesen habe, ich könnte mir so etwas nie ausdenken. Und das dann wirklich umgesetzt zu sehen… Bei solchen Details werde ich selbst zum Nerd. Was können Sie uns über Ihre Figur des Detective Rycroft Philostrate erzählen? Im wahren Leben trage ich mein Herz auf der Zunge und es war wirklich wundervoll, eine Figur zu spielen, die so viele Geheimnisse hat und so viel Mitgefühl für seine Umgebung. Wir balancieren das sehr gut aus, Rycroft Philostrate ist sehr männlich, hat aber auch viele feminine Charakterzüge und dunkle Seiten. Wieso er so ist, und wieso wir das nicht nicht gleich von Anfang an erklären. Es hat wirklich Spaß gemacht,alldaslangsamaufzulösen und zu erzählen. ... nicht zu vergessen sehr intime Momente. Schon in der Pilot-Folge bekommen die Zuschauer Feen-Sex zu sehen!
Ja, ich denke so verspielt die Ausstattung der Serie auch ist, die Themen werden sehr erwachsen abgehandelt. Viele der Einwanderer müssen sich prostituieren, um ihre Familien zu ernähren – das ist tragisch, aber die Realität, auch heutzutage in unserer Welt. Die Sexszenen sind wichtig für die Geschichte, und es gibt ja auch Sexszenen zwischen Menschen und Feen, die aus Liebe passieren …
Zum Beispiel mit Ihnen… Zum Beispiel (lacht). Tod und Gewalt werden aber genauso gezeigt – weil es eben der Realität entspricht.