Kurier

Warum machen uns unsere Kinder so wütend?

Nachgefrag­t. Familienbe­raterin Sandra Teml-Jetter über die Grenzen, an die moderne Familien stoßen

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Warum machen uns unsere Kinder manchmal so wütend?

Es sind die Menschen, die uns besonders nahe stehen, die in uns die heftigsten Emotionen auslösen. Diese Menschen kennen uns am besten, haben die genaueste Landkarte von uns und kennen somit auch unsere wundesten Punkte. Die werden dann zum Beispiel gedrückt, wenn unsere Kinder etwas von uns haben wollen, obwohl wir schon gefühlte hundert Mal Nein gesagt haben. Sie testen uns dann wirklich, ob wir es ernst nehmen.

Wieso habt ihr dieses Thema für das Buch aufgegriff­en?

Weil viele Mütter voll sind von Schuldgefü­hlen, wie sie sich ihren Kindern gegenüber verhalten – und alternativ­los sind. Meiner Meinung In ihrer Beratung erlebt Sandra Teml-Jetter viele überforder­te Eltern nach braucht es da zuerst ein Selbst-Verständni­s, eine Selbst-Zuwendung, eine Anerkennun­g der eigenen Grenzen zum Beispiel. Und das ist so individuel­l! Und wir wollten genau da anfangen: Dort zu beginnen, wo ich heute stehe. Mit all meinen Makeln, Fehlern, meinem Nichtperfe­ktsein. In welchen Situatione­n flippen Eltern am häufigsten aus?

Vor allem dann, wenn der Stress steigt. Die Klassiker sind: Am Morgen das Haus verlassen, Schlafen gehen, Zähneputze­n. Da kommt Angst auf, der Stresspege­l steigt und wir fallen auf alte Strategien zurück, wünschen uns den Gehorsam zurück, dass unsere Kinder „einfach folgen!“. Und um das zu erreichen, das Folgen, werden wir dann laut, und drohen und schreien, in der Hoffnung, dass uns unsere Kinder hören. Nur so funktionie­rt das nicht mehr. Unsere Kinder lassen sich nicht mehr so leicht erpressen. Sie wollen, dass wir mit ihnen in Kontakt gehen, eine Beziehung haben. Sie wollen, dass wir persönlich werden und uns auf Augenhöhe ausdrücken. Wir müssen uns also auf die Suche nach Alternativ­en machen, um das zu erreichen, was wir wollen, was dem Ziel „Familie“dient.

Manche klagen, dass Jugendlich­e heute frecher sind als früher? Was tut das mit den Emotionen der Erwachsene­n?

Wir haben uns sehr bemüht, unsere Kinder angstfrei in die Welt zu begleiten, durch natürliche Geburt, Bonding, Rooming In, Attachment Parenting und all diese Modelle. Und jetzt haben wir sie, die angstfreie­n, willenssta­rken, integren Jugendlich­en. Die haben uns mitunter schon längst überholt in ihrem bewussten Emotionsma­nagement und warten nur darauf, dass wir endlich nachziehen.

Lesen Sie das gesamte Interview und weitere Familien-Themen auf www.kurier.at/family

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KURIER: Sandra Teml-Jetter:
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