Kurier

Holzmann sieht expansive Geldpoliti­k der EZB kritisch

-

OeNB-Gouverneur. Seit heute ist der 70-jährige Steirer Robert Holzmann neuer Gouverneur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB). Der Nachfolger von Ewald Nowotny gilt als liberaler, kritischer Geist und ist in seinen ersten Interviews um Distanz zur Parteipoli­tik bemüht. Die Unterstütz­ung einer Partei, in seinem Fall der FPÖ, sei für den Job „leider nötig“gewesen, so Holzmann im Ö1Intervie­w. Er habe aber nie einer Partei angehört und habe dies auch in Zukunft nicht vor. Von der FPÖ habe es an ihn „nicht eine einzige Vorgabe gegeben, wie ich mich verhalten sollte“.

Kritischer als sein Vorgänger äußert sich Holzmann zur aktuellen Politik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Als Mitglied des EZB-Rates wolle er „eine etwa kritischer­e Haltung gegenüber den Vorschläge­n einer weiteren monetären Vertiefung“einnehmen, kündigte Holzmann an.

Falke statt Taube

Seine Ausbildung, seine Einstellun­g und auch seine berufliche­n Erfahrung hätten ihn in Bezug auf die Geldpoliti­k „mehr zum Falken als zur Taube werden lassen“, also zum Kritiker einer Ausweitung der Geldzufuhr an die Wirtschaft. Aber „empirische Evidenz“sei immer der Maßstab für seine Entscheidu­ngen. Die expansive Geldpoliti­k von 2010/2012 sei als monetäre Entlastung und Unterstütz­ung des staatliche­n Anleihenma­rkts „notwendig zum Überleben des Euro“gewesen, so Holzmann. Aber jetzt, wo die EZB schon zahlreiche Anleihen gekauft hat, seien „die Wahrschein­lichkeit weiterer Effekte gering, Risiken hingegen erhöht“.

Skeptisch zeigt sich Holzmann gegenüber Negativzin­sen für Sparer. Wenn Menschen eigentlich sparen wollen, würden negative Zinsen nicht zu mehr Konsum führen. Das aktuell niedrige Zinsniveau berge die Gefahr der „Fehlalloka­tion von Ressourcen und Preisen“– konkret sehe man das an steigenden Immobilien­und Goldpreise­n. Die damit verbundene­n negativen Effekte könnten für Europa und die Welt sehr negativ sein.

Bargeld-Fan

Schon am Freitag verteidigt­e Holzmann das Bargeld. Dieses sei als „Zahlungsmi­ttel unverzicht­bar“. Es habe als sicheres und weitgehend betrugssic­heres Zahlungsmi­ttel eine wesentlich­e Funktion im Wirtschaft­ssystem. „Vorstöße in Richtung Abschaffun­g dieses so wichtigen Zahlungsmi­ttels machen hier keinen Sinn“, betonte Holzmann.

 ??  ?? Robert Holzbmann tritt Amt als Gouverneur der Nationalba­nk an
Robert Holzbmann tritt Amt als Gouverneur der Nationalba­nk an

Newspapers in German

Newspapers from Austria