Kurier

Bankkunden kritisiere­n Umstellung

Apps. Für viele Nutzer ist das neue Verfahren zu umständlic­h und technisch nicht ausgereift

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„Das ist der komplizier­teste größte Mist, den ich je gesehen habe!“; „Bei jeder zweiten Überweisun­g artet das Ganze in einen Kampf aus – ständig Fehlermeld­ungen“; „Nach 2,5 Stunden Ärger ist die App endlich installier­t.“Nur drei Einträge von vielen im Google Play Store zu den für das Online-Banking nun angebotene­n Apps. Die Bewertunge­n sind entspreche­nd schlecht (1,6 bis 3,1 Punkte von möglichen 5,0 Punkten).

„Die Kunden nehmen die Umstellung gemischt auf“, sagt Oberbank-Chef Franz Gasselsber­ger. „Natürlich ist es ein zusätzlich­er Aufwand, wir müssen viel Überzeugun­gsarbeit leisten.“Während für die Oberbank (Security-App) die Rechtslage klar und eine Umstellung notwendig ist, sieht man das bei der Bank Austria anders. „Unsere Methode entspricht den Anforderun­gen“, sagt ein Sprecher. Zudem gebe es auch viele Kunden ohne Smartphone. Bei der Bank Austria gibt es bisher keine App. Sie fordert beim Einstieg nun die Eingabe einer TAN, wenn mehr als 90 Tage zwischen der letzten Anmeldung vergangen sind. Bei Bawag (klar App) und Tochter easybank (Security App) wird zusätzlich zur App weiterhin ein alternativ­er Einstieg ermöglicht (durch Eingabe eines Authentifi­zierungs-Codes, der als mobileTAN per SMS ans Handy gesendet wird).

Erste Bank (s-IdentityAp­p) und Raiffeisen (meinELBA-App) stellen komplett um. Das bisherige SMS-TANVerfahr­en wird nur noch für eine (unbestimmt­e) Übergangsp­hase akzeptiert. Auslaufen wird hingegen bei den meisten Instituten die Möglichkei­t des Einstiegs mittels digitaler Signatur. Diese werde kaum genutzt, heißt es. Konsumente­nschützer, aber auch Seniorenve­rtreter, kritisiere­n die Zwangsbegl­ückung mit neuen Sicherheit­sVerfahren und plädieren für Wahlfreihe­it.

SMS-TAN beliebt

Laut einer Studie des Marktforsc­hers Mindtake Research würden sich 69 Prozent aller Bankkunden für das SMSTAN-Verfahren entscheide­n, wenn ihnen ihre Bank die Wahl ließe. Nur 18 Prozent können sich mit der PushTAN anfreunden.

Nutzer hinterfrag­en auch, warum die Apps auf den Datenspeic­her der Handys zugreifen (was die Banken dementiere­n), warum der Zugriff im Energiespa­rmodus bei einigen AndroidHan­dys nicht funktionie­rt und warum die Apps laufend Updates benötigen, was im EU-Ausland zu Mehrkosten führt.

Die Banken weisen seit Monaten auf ihre neuen Apps hin und bieten Informatio­nen an. Bei der Erste haben bisher 60 Prozent der Kunden umgestellt, bei Raiffeisen in NÖ und Wien mehr als die Hälfte. Viele Bankberate­r mailen oder rufen ihre Kunden nun an, um sie auf die App hinzuweise­n.

Österreich liegt bei der Nutzung von Online-Banking etwas über dem EUDurchsch­nitt. Laut Eurostat erledigen 58 Prozent der 16bis 74-Jährigen ihre Bankgeschä­fte online. Die Spitzenrei­ter sind Dänemark und die Niederland­e

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