Das wurde aus ...
PHILIPP ALBRECHTSBERGER
Man hat Max Verstappen schon vieles genannt. Rücksichtslos. Verrückt. Außergewöhnlich. Neuerdings macht ein weiterer Beiname für den Niederländer die Runde in der Formel 1: Jobkiller.
An der Seite des 21-Jährigen kann es schon mal ungemütlich werden. Zu spüren bekam dies zuletzt Pierre Gasly. Nach einer ernüchternden ersten Saisonhälfte (Verstappen hat fast drei Mal so viele WM-Punkte geholt) musste der Franzose vor dem Rennen in Belgien (Sonntag, 15.10 Uhr/live ORF1, RTL und Sky Sport) zurück zu Toro Rosso. Befördert wurde indes nicht der auffällige Russe Daniil Kwjat, sein Glück beim Einserteam des Red-BullKonzerns darf fortan Alexander Albon versuchen.
Erstmals in der Geschichte stellt Toro Rosso damit ein erfahreneres Fahrerduo als Red Bull (122 zu 105 Starts). Streng genommen folgt die Pilotenauswahl aber der Konzernphilosophie.
Kein Formel-1-Team geht den Weg der Talenteförderung konsequenter. Über das hauseigene Red-Bull-JuniorTeam, gegründet 2001, haben seither 14 Jungpiloten den Weg in die Königsklasse gefunden
drei von ihnen wurden bisher zu Siegern (Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Max Verstappen). Wer aufgenommen wird (aktuell sind es neun Piloten aus acht Ländern, darunter der Tiroler Lucas Auer), darf sich ob der Ausbildungsmöglichkeiten glücklich schätzen, muss aber auch rasch Leistung liefern.
Zweite Chance
Bei Albon schien der Traum von der Karriere schon vorbei, nachdem der Thailänder vor sieben Jahren aus dem Junior-Team geflogen war. Eine starke Formel-2-Saison eröffnete dem 23-Jährigen, der im Kart-Weltcup 2010 Verstappen, Gasly und Charles Leclerc in die Schranken wies, eine zweite Chance.
Mehrere Chancen bekam auch schon Daniil Kwjat, der mehrfach zwischen den beiden Teams von Red Bull pendelte und im Mai 2016 durch Verstappen ersetzt wurde. Das Vorgehen von Motorsportberater Helmut Marko hielten damals viele für überhart, rückblickend hat der Grazer mit der Beförderung des blutjungen Verstappen alles richtig gemacht.
Von so einer Erfolgsquote können andere Rennställe nur träumen. Ferrari hatte lange Jahre nie den Mut, einem Talent aus der eigenen Akademie das begehrte, rote Cockpit anzuvertrauen. Leclerc dürfte der lang ersehnte Glücksgriff sein, Mercedes lässt seine Junior-Fahrer bei anderen Teams Erfahrung sammeln (George Russell bei Williams, Esteban Ocon ab 2020 bei Renault).
Offene Zukunft Im Namen der Dose: Alex Albon (links) wurde befördert, in Hockenheim jubelten mit Verstappen, Kwjat und Vettel zuletzt drei von Red Bull Ausgebildete (oben) Red Bull Junior Team
Das Nachwuchsprogramm für Motorsporttalente gibt es seit 2001, und damit einige Jahre bevor Red Bull mit eigenen Teams in der Formel 1 am Start stand (Red Bull Racing: 2005; Toro Rosso: 2006). Das letzte Wort bei der Auswahl hat Helmut Marko (76). Seither haben es 14 Fahrer in die Formel 1 geschafft.
Alexander Albon: Der in England geborene und aufgewachsene Thailänder fährt seine erste F1Saison und soll nun bei Red Bull anstelle von Gasly an der Seite von Verstappen Druck machen. Jaime Alguersuari: Der Spanier war vor 2009 mit 19 Jahren, vier Monaten, drei Tagen der jüngste GP-Starter aller Zeiten (bis Verstappen kam). Er hat den Motorsport hinter sich gelassen und ist erfolgreicher DJ. Sébastien Buemi: Der Schweizer galt jahrelang als verlässlicher Entwicklungsfahrer, zuletzt in der Formel E (Nissan) und auf der Langstrecke (Toyota) erfolgreich. Pierre Gasly: Der Franzose darf sich nach seiner Degradierung wieder bei Toro Rosso bewähren. Brendon Hartley: Der Neuseeländer kam spät zu Formel-1Ehren (mit 27 Jahren). Nun Ferrari-Testfahrer und künftig in der Formel E.
Christian Klien: