Alltag ist nicht ein Tag im All
Obwohl man es mit den Jahren tunlich vermeidet, sich eingehend im Spiegel zu betrachten, tat ich es – ausnahmsweise seelisch gefestigt – dennoch und entdeckte kleine braune Punkte in der rechten Schläfengegend. Ich hielt Rücksprache mit meiner
Frau, die mit den Fingern über diese beginnenden Verunund staltungen strich sagte: „Hmm, eins davon ist erhaben, lass dir das anschauen.“Ich konsultierte darauf einen Bekannten, der Hautarzt ist, und ließ mir das „anschauen“. Er sagte nach einem routinierten Blick, nicht ganz ohne Häme in der Stimme: „Das ist gar nix ... das sind Alterswarzen.“
ALTERSWARZEN!
Auf der einen Seite erleichtert, ließ mich das Wort Alterswarzen auf der anderen Seite innerlich erschauern, empfand ich es doch als verbalen Wirkungstreffer. Passanten warfen mir Blicke zu, in denen ich zu lesen glaubte: Pfui Teufel, der hat Al
terswarzen. Wie abscheulich! Ist das Wort „Warzen“an sich schon ein grausliches, so ist dessen Kombination mit dem substantivischen Genetiv „Alters“kaum auszuhalten. Brustwarzen, ja, aber im Grunde auch unglücklich gewählt. Am Lebensabend – und bei mir ist später Nachmittag – da läuft das Legleichförmig ben dahin. Da gibt’s kaum Aufregungen, außer solche, dass man draufkommt, man hat so viele Alterswarzen im Gesicht, dass ein Schweißtropfen von der Stirn bis zum Kinn fast zwei Stunden braucht.
Und dann hört man auf seinem Musikstream-Tool: Wir bedanken uns bei dir, dass du Musik mit Spotify hörst. Du könntest deine Musik ja auch aus dem Radio hören, von Schallplatten oder einem Tonband – wenn du überhaupt noch weißt, wie so was aussieht. Dann fährst du rechts ran und weinst ein bisschen.
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