„Wettbewerb spornt uns an“
Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß über Forschergeist und Wasserstoff als Zukunftstechnologie
Interview.
1945 als Ein-Mann-Betrieb im oberösterreichischen Pettenbach gegründet, ist das Familienunternehmen Fronius heute mit seinen Produkten aus den Bereichen Photovoltaik, Schweiß- und Batterieladetechnik in über 60 Ländern vertreten. Elisabeth EngelbrechtsmüllerStrauß leitet in dritter Generation die Geschicke von Fronius und verantwortet maßgeblich die weltweite Expansion. Im Interview spricht sie über Wachstum, Solarenergie, Forschung und die Chancen der Brennstoffzelle.
Energie ist das große Thema von Fronius. Damit konnten Sie in den vergangenen Jahren punkten. Glauben Sie, dass der Wachstumskurs weiter fortgesetzt werden kann? Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß: Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Der Bedarf und die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigen, und das weltweit. Wir befinden uns speziell mit unserer Business Unit Solar Energy in einem stark wachsenden aber auch durchwegs kompetitiven Markt. Ein ähnliches Bild bietet sich uns bei der Nachfrage nach hochwertigen Schweißverbindungen. Wichtig ist, dass wir weiterhin in allen Bereichen durch innovative Lösungen punkten und unseren Kunden so den entscheidenden Mehrwert gegenüber Wettbewerbsprodukten schaffen.
Von den mehr als 4.760 Mitarbeitern setzen Sie rund 570 im Bereich Forschung und Entwicklung ein. Sie forschen intensiv im Bereich Energie (Solartechnik, Brennstoffzelle). Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Geschäftsführerin der Fronius International GmbH
Kann hier Österreich überhaupt mit Ländern wie Deutschland, USA oder China mithalten?
Wir sollten unser Licht als Österreicher nicht unter den Scheffel stellen. Ich bin davon überzeugt, dass wir österreichischen Unternehmen sehr gut mit dem globalen Wettbewerb mithalten können und uns auf den internationalen Märkten hervorragend positionieren. Wettbewerb spornt an und führt zu Spitzenleistungen.
Haben Sie derzeit ausreichend Fachkräfte, um ihre umfangreichen Forschungsaktivitäten
weiter zu forcieren?
Nein, leider nicht. Wir suchen aufgrund unseres starken Wachstums ständig neue Mitarbeiter, vor allem im Bereich der Softwareentwicklung und der Leistungselektronik. Die offenen Stellen können wir aktuell nicht in der Geschwindigkeit besetzen, wie wir das gerne hätten. Daher haben wir bereits zusätzliche Entwicklerteams in Wien und Frankreich etabliert.
Sie haben in Thalheim mit SOLH2UB zu Forschungszwecken eine Anlage er
öffnet, mit der aus Sonnenenergie Wasserstoff erzeugt wird. Ist die Technik schon so weit, dass man sie auch im Massenmarkt einsetzen kann?
Es handelt sich um eine Pilotanlage, mit der wir uns vorwiegend an Unternehmen sowie größere landwirtschaftliche und kommunale Betriebe richten. Aktuell arbeiten wir daran, die Lösung zu kommerzialisieren. Bereits in den kommenden Monaten planen wir, erste Projekte mit Kunden zu realisieren.
Die Brennstoffzelle gilt als Technologie der Zukunft. Bis wann glauben Sie wäre diese Technik auch bei PKW einsatzbereit?
Technologisch ist die Brennstoffzelle einsatzbereit, am PKW-Markt sind bereits erste Modelle verfügbar. Alleine bei Fronius haben wir drei Wasserstoff-PKW als reguläre Dienstfahrzeuge im Einsatz. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass weder batterienoch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge per se umweltschonend sind.
Wie macht man also Fahrzeuge umweltschonend?
Entscheidend ist, wie die Energie erzeugt wird, die beide Technologien letztlich antreibt. Wir benötigen also vorab eine Offensive für die Erzeugung von erneuerbarem Strom, um diesen entweder in Wasserstoff umzuwandeln oder damit Batterien aufzuladen. Zusätzlich benötigt es die nötige Infrastruktur. Ein Elektroauto kann ich zu Hause an die Steckdose hängen, ein Wasserstoffauto nicht. Wir bei Fronius sind überzeugt, dass auf Wasserstoff und Brennstoffzelle basierende Antriebstechnologien eine Zukunft haben. Es müssen allerdings vorab noch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Was ist Ihre Vision vom Unternehmen Fronius?
Dass wir ein Familienunternehmen bleiben, das nachhaltig profitabel wächst und auch in Zukunft innovative Lösungen anbietet. Ich möchte es trotz des enormen Wachstums schaffen, dass der Fronius-Spirit, den mein Onkel Klaus Fronius und meine Mutter Brigitte Strauß geprägt haben, sich weiterentwickelt und weiterlebt.