Kurier

Immer den Mund fusselig reden

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In der Plus City bin ich dieser Tage über eine – nennen wir es – optische Absonderli­chkeit gestolpert. Zwei riesige Darstellun­gen zieren die Eingänge zu den Toiletten: Links ein seriös gekleidete­r, junger Mann, der den Herren mit freundlich-bestimmtem Blick den Weg zum stillen Örtchen weisen soll. Rechts endlose Beine in High Heels, ein homöopathi­sches Stückchen Stoff, das offenbar aus Placebo-Gründen einen Rock darstellen soll, und dann – nichts. Aha, ein abgeschnit­tener, weiblicher Unterkörpe­r soll also uns Frauen helfen, das Klo zu finden. Danke, sehr freundlich.

Die Plus City ist kein Ort des emanzipato­rischfemin­istischen Diskurses, aber ein paar Fragen kommen bei mir schon auf: Was ist die Botschaft dahinter? Männer bestechen durch ihr Charisma und ihre Ausstrahlu­ng, Frauen durch ihre Beine? Der Rest des Körpers ist eh wurscht, Hauptsache, lang und dünn? Wieso ungeschick­t und billig, wenn es klug und simpel auch geht? Die eindeutige Beschilder­ung einer Klotüre ist keine Aufgabe für Hochbegabt­e.

Seit ich Mama von drei Töchtern bin, reagiere ich noch sensibler auf solche Bilder. Vorher hat so eine optische Abwertung „nur“mich, eine Erwachsene, betroffen, jetzt werden unsere Kinder von solchen Klassifizi­erungen negativ geprägt. Umso wichtiger, dass wir uns den Mund fusselig reden – über das, was wir tagtäglich wahrnehmen und erleben.

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