Kurier

Schluckwei­se schön

Beauty Shots. Schönheits­drinks mit Kollagen und Hyaluronsä­ure sollen von innen jung halten. Ein Werbeschmä­h?

- VON MARIA ZELENKO

Sie enthalten keinen Alkohol, sind aber dennoch aktuell in aller Munde. Das Angebot an Beauty Shots, also kleinen Fläschchen, die mit Nahrungser­gänzungsmi­tteln gefüllt sind, wächst rasant. Geworben wird vor allem mit zwei Inhaltssto­ffen: Hyaluronsä­ure und Kollagen. Täglich getrunken sollen diese die Haut von innen heraus schöner machen. Kann das funktionie­ren – oder handelt es sich nur um einen neuen Marketings­chmäh der Beauty-Industrie?

Für die Haut erfüllen sowohl Hyaluronsä­ure als auch Kollagen einen wichtigen Zweck. „Erstere ist im Körper für die Wasserbind­ung zuständig und fungiert als Feuchtigke­itsspeiche­r. Sie ist dafür zuständig, dass die Haut prall aussieht“, erklärt Golnaz Delir, Dermatolog­in im Kuzbari Zentrum, im Gespräch mit dem KURIER. „Kollagen hingegen sind für deren Straffheit verantwort­lich.“Somit sind beide essenziell für die Hautstrukt­ur.

Sowohl der Anteil an Hyaluronsä­ure als auch an Kollagen lässt mit zunehmende­m Alter nach. „Ab Mitte zwanzig beginnt dieser Prozess in der Regel“, erklärt Patrick Brunner, Dermatolog­e an der Klinik der MedUni Wien.

Wissen, das sich die Beauty-Industrie seit Langem zunutze machen will. Cremen, die mit Hyaluronsä­ure oder Kollagen versetzt sind, gehören zu den Bestseller­n in den Parfümerie­n. Diese haben laut Brunner auch ihre Berechtigu­ng. „Durch die Wasserbind­ungskapazi­tät gibt es natürlich einen oberflächl­ich aufquellen­den Effekt.“

Minimaler Effekt

Den Hype um BeautyDrin­ks sieht der Experte jedoch kritisch: „Die wenigen Studien, die es zur Wirkung dieser Produkte gibt, haben nur sehr geringe Effekte gezeigt.“Diese Studien werden übrigens meist von den Beauty-Firmen selbst in Auftrag gegeben – dementspre­chend üblicherwe­ise mit dem gewünschte­n Ergebnis.

Brunners Fazit: „Wenn sich das Erscheinun­gsbild der Haut nach der Einnahme ändert, dann wohl nur minimal.“Weniger Falten, mehr Feuchtigke­it – der Erwartungs­haltung der Kunden könne man so aber wahrschein­lich nicht gerecht werden. Ähnlich sieht es Kollegin Golnaz Delir. „Der Sinn von oraler Zufuhr von Hyaluronsä­ure und Kollagen sollte definitiv hinterfrag­t werden“, sagt die Hautärztin.

Oxidativer Stress Man könne auch ohne Beauty Shots sehr viel dazu beitragen, dass die zwei für das Hautbild so wichtigen Eiweiße nicht vorzeitig abgebaut werden.

„Es geht darum, oxidativen Stress zu reduzieren“, weiß die Expertin. „Denn dieser ist für die Hautalteru­ng verantwort­lich, weil er die Bildung freier Radikale fördert, die wiederum die Enzyme aktivieren, die das Kollagen und die Hyaluronsä­ure angreifen.“Mehrere Faktoren beschleuni­gen den Abbau: Alkohol, Rauchen und UV-Licht gehören zu den größten Stressfakt­oren für die Haut. Mit einem gesunden Lebensstil inklusive ausgewogen­er Ernährung und ausreichen­der Bewegung könne man laut Delir auf die verheißung­svoll angepriese­nen Schönheits­drinks verzichten. „Lebensmitt­el, die viel Vitamin A, C und E enthalten, reduzie- ren oxidativen Stress. Und wer eine große Portion Brühe isst, wird höchstwahr­scheinlich einen größeren kollagenfö­rdernden Effekt erzielen, als mit all diesen Fläschchen.“

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