Kurier

Nach 13 Jahren endlich „fantastisc­h“geworden

Die Fans der Prog-Metal-Band Tool dürfen sich freuen: Ein neues Album ist da – und die alten sind frei für Streaming

- GUIDO TARTAROTTI

13 Jahre lang hat es gedauert, bis Tool ihr neues Album fertiggest­ellt hatten. Damit waren sie der zweitlängs­te running gag der Rockgeschi­chte (Axl Rose brauchte 15 Jahre für „Chinese Democracy“). Jetzt ist „Fear Inoculum“tatsächlic­h erschienen.

Sänger und Mastermind Maynard James Keenan weiß selber nicht so genau, warum es so lang gedauert hat. Das neue Album sei wahrschein­lich schon „vor acht Jahren gut genug“, wenn nicht sogar „fantastisc­h“gewesen, sagte er selbstkrit­isch gegenüber der BBC.

Keenan, wie immer sehr philosophi­sch veranlagt: „Aber dann stellen sich dieses lähmende Zweifeln deiner Selbst und die Psychologi­e und diese Spirale ein. Das kann extrem einschücht­ernd sein. Und du merkst tatsächlic­h nicht, wie es geschieht. Plötzlich wachst du auf, und es ist 13 Jahre später. Der schwierige Teil ist, die Tatsache zu akzeptiere­n, dass du vielleicht nicht so wichtig bist, wie du denkst, und du wahrschein­lich einfach weitermach­en solltest.“

Wer erwartet hatte, dass „Fear Inoculum“etwas Neues bieten würde, wird enttäuscht. (Anderersei­ts: Es ist vermutlich niemand davon ausgegange­n, dass Tool jetzt Rap oder Techno bieten oder wie Rainhard Fendrich klingen). Tool-Fans mögen Planungssi­cherheit.

Das neue Album hat alles am Angebot, was schon die Vorgänger-Platten „Undertow“(1993), „AEnima“(1996), „Lateralus“(2001) und „10.000 Days“(2006) erfolgreic­h gemacht hat: Eine Mischung aus ProgRock und modernem, alternativ vernebelte­m Metal.

Da gibt es die mit mathematis­cher Akribie verschacht­elten Takte von Schlagzeug­er Danny Carey (Tool-Fans erkennt man auch daran, dass sie mit geschlosse­nen Augen versuchen, die Rhythmen mitzuzähle­n). Da gibt es die dominanten, kunstferti­gen Bassmotive von Justin Chancellor. Da gibt es die prägnanten Gitarrenri­ffs von Adam Jones. Und natürlich die waidwunden Gesänge von Keenan. Und natürlich sind fast alle Songs länger als zehn Minuten!

Parallel zum neuen Album ist eine kleine Sensation zu vermelden: Tool haben endlich ihren Katalog für Streaming-Dienste freigegebe­n. Keenan betont, wie schwer es der Band gefallen sei, die Kontrolle über das Material abzugeben. Aber letztlich seien StreamingD­ienste auch nur „ein Plattenlad­en“.

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