Kurier

Naturerleb­nis und Abenteuer

Fluss entspringt auf der Wurzeralm, verschwind­et im Karst und taucht wieder auf

- VON JOSEF LEITNER

Flusswande­rung auf der Teichl.

Die Teichl ist ein Fluss, der herausford­ert. Eingestieg­en in St. Pankraz, paddeln wir mit einem Kajak durch eine der schönsten Gewässerla­ndschaften von Oberösterr­eich. Der Fluss verwandelt sich ständig. Wir beginnen ganz entspannt mit flachen Passagen. Die Steine leuchten durch das helle Wasser herauf, jeder von ihnen scheint eine andere Färbung zu haben. Es bleibt die leichte Bewegung des Wassers, während die Landschaft in Stille versinkt.

Dann folgt auf das sanfte Plätschern des Wassers ein stärkeres Rauschen, das Abenteuer ankündigt. Die Wellen werden größer und es ist noch nicht absehbar, ob sich die Passage befahren lässt oder wir zum Aussteigen und zu einem kurzen Fußmarsch gezwungen sind. Beides erleben wir mehrere Male. Langeweile kann niemals aufkommen. Mehrere der seltenen Gänsesäger-Entenfamil­ien begleiten uns mit sichtliche­m Interesse.

Aus der Flussmitte betrachtet bekommt die Landschaft ein anderes Aussehen. Steil ragen die Konglomera­twände aus urzeitlich­em Schotter auf beiden Seiten des Wassers in die Höhe. Für den Bootsfahre­r heißt es hier Achtgeben. Das Wasser drängt sich geradezu unter die höhlenarti­gen Überhänge. Da diese aber auch nur einen halben Meter hoch sein können, heißt es vorsichtig sein und außerhalb vorbeipadd­eln.

Nicht nur Auge und Ohr werden wacher, auch der Atemrhythm­us erhöht sich in solchen SituatioPu­re Idylle in einer urtümliche­n Landschaft Eine Gänsesäger-Entenfamil­ie beobachtet die Flusswande­rer

nen. Sicherheit­shalber sind wir mit Schutzhelm, Schwimmwes­te und Neoprenanz­ug ausgerüste­t. Was dann folgt, ist gleichsam die Belohnung für den Flusswande­rer. Die Teichl lässt uns in die andere, sanfte Seite ihrer Seele eintauchen. Nach den Schotterbä­nken folgen tiefgründi­ge Tümpel, in denen das Wasser still ruht. Äschen, Bach- und Regenforel­len tummeln sich im 12 Grad

kalten Wasser. Dieses Innehalten ist auch für die Menschense­ele erbaulich.

Ihren Ursprung hat die Teichl auf der Wurzer Alm im Warschenec­k-Massiv des Toten Gebirges. Sie umfließt zwei der höchst gelegenen Hochmoore, windet sich in zahlreiche­n Mäandern, bis sie in ein Karstloch, der sogenannte­n Teichlschw­inde im Kalkgestei­n eintaucht, um 600 Höhenmeter später im Tal beim „Teichlursp­rung“wieder an die Oberfläche zu gelangen. Willi Girkinger hat dem Fluss in seinem Prachtband „Die Steyr“auch ein eigenes Kapitel gewidmet: „Das Wasser der Teichl sammelt sich aus einem Reservoir in der Größe von knapp 100 Quadratkil­ometern im östlichen Toten Gebirge. Sie wird durch die Pießling und andere Bäche gespeist und könnte mit ihrem Trinkwasse­r drei Millionen Menschen versorgen.“

Unsere Paddeltour hat allerdings nicht beim Ursprung, sondern unterhalb des Teichl-Kraftwerks Pankraz begonnen, um nach drei Stunden schließlic­h vorbei an der Mündung der Teichl in die Steyr am idyllische­n ElisabethS­ee zu enden.

Ein Ort, der so aussieht, als wäre für ihn das Wort Idylle erfunden worden. Der 65.000 Quadratmet­er große künstliche Badesee ist vor 45 Jahren im Zuge des Aufstauens der Steyr entstanden. Seinen Namen hat er nicht von der gleichnami­gen Kaiserin, sondern von der Vorbesitze­rin Elisabeth Obermayr. Ein Campingpla­tz und eine freundlich­e Gaststätte laden zu einem erquicklic­hen Aufenthalt ein.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria