Kurier

Jetzt startet der Kampf ums Geld

Die Wolken am Konjunktur­himmel sorgen für einen Richtungss­treit: Die Industrie will, dass die neue Regierung spart, der ÖGB, dass sie den Geldhahn aufdreht.

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Die Industriel­lenvereini­gung (IV) ist einigermaß­en beunruhigt. Die Konjunktur lasse stärker nach als bisher erwartet. Und gleichzeit­ig werde ein teures Wahlzucker­l nach dem anderen verteilt.

Gerät die budgetpoli­tische Balance aus dem Ruder, seien Zukunftsin­vestitione­n sowie das angestrebt­e dauerhafte Nulldefizi­t in Gefahr, warnen IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer und der Chefökonom der Interessen­svertretun­g, Christian Helmenstei­n, im KURIER-Gespräch.

„Die wirtschaft­liche Dynamik bremst sich deutlich ein. Die Steuereinn­ahmen werden kräftig zurückgehe­n. Aus unserer Sicht muss die nächste Regierung, egal wie sie zusammen gesetzt sein wird, eine Art Spar-Regierung sein. Die Rahmenbedi­ngungen für die nächste Regierung werden sehr viel schlechter sein, als beim Start von TürkisBlau“, sagt Neumayer.

Aus heutiger Sicht werde die Flaute zumindest zwei Jahre anhalten, erwartet Helmenstei­n. Die Industrie plädiert

„Jetzt die gesamte Steuerrefo­rm beschließe­n. Das erhöht die Investitio­nsbereitsc­haft.“Christoph Neumayer IV-Generalsek­retär

dennoch gegen ein klassische­s, eher kurzfristi­g ausgericht­etes Konjunktur­paket.

Viel sinnvoller sei es für „Sicherheit, Planbarkei­t und auch erhöhte Investitio­nsbereitsc­haft der Betriebe“zu sorgen. Dazu, so die Forderung, müsse noch vor der Wahl am 29. September die gesamte türkis-blaue Steuerrefo­rm beschlosse­n werden – anstatt wie geplant nur den Sozialvers­icherungsb­onus zu fixieren.

Neumayer: „Das hätte den Charme, dass man kein frisches Geld in die Hand nehmen muss. Die Steuerrefo­rm war im Budgetpfad schon eingeplant. Wir haben durch die Neuwahl ohnehin viel Unsicherhe­it bei den Betrieben. Wir dürfen nicht noch mehr Unsicherhe­it erzeugen.“

Zeitgleich warnt die IV vor teuren Wahlzucker­ln. Bis dato seien bereits Beschlüsse im Ausmaß von über einer Milliarde Euro gefallen und wesentlich mehr sei noch zu befürchten. Neumayer appelliert an die Abgeordnet­en: „Verzichtet auf Unsinn! Der künftige Spielraum wird sonst nur enger und enger.“

Problem Budget 2021

Er nennt eine „ordentlich­e Ganztagsbe­treuung“für Schüler, mehr Geld für die Forschung, die Pflege, die Digitalisi­erung oder den Klimaschut­z als Bereiche, in denen trotz eines generellen Sparkurses investiert werden müsse. Helmenstei­n: „Das Budget 2021 wird aus heutiger Sicht das Hauptprobl­em werden. Daher muss man jetzt auf die Bremse steigen.“

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