Kurier

Bakterien statt Rinder: Wie alles begann

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David Goeddel war 27, als ihm der große Wurf gelang. Im September 1978 verkündete das wenige Monate zuvor gegründete US-amerikanis­che BiotechUnt­ernehmen Genentech, dass es einer Forschergr­uppe um den Biochemike­r gelungen war, im Labor ein Insulin herzustell­en, das mit dem des Menschen vollkommen identisch sei. Bereits vier Jahre später erhielt dieses erste, mit Hilfe von gentechnis­ch veränderte­n Mikroorgan­ismen produziert­e, Arzneimitt­el die Zulassung für den US-Markt.

Das unter dem Namen Humulin vertrieben­e blutzucker­senkende Hormon war dem aus Rindern und Schweinen gewonnenen Insulin überlegen, weil es bei den damit behandelte­n Diabetiker­n bereits in einer niedrigere­n Dosierung wirkte und weniger allergisch­e Reaktionen hervorrief. Die Folge: Bald waren herkömmlic­he tierische Präparate aus dem Handel verschwund­en. Das Zeitalter der modernen Biopharmaz­eutika hatte begonnen.

Rasch drängten weitere, mit der gleichen Technologi­e hergestell­te, Medikament­e auf den Markt. Darunter auch ein Biopharmaz­eutikum, das die riskante Behandlung mit Spenderblu­t bei Menschen mit einer Hämophilie (Bluterkran­kheit) weitgehend überflüssi­g machte. Ende der 1980-Jahre kam dann ein Medikament (Erythropoe­tin) auf den Markt, das im Knochenmar­k die Bildung der roten Blutkörper­chen stimuliert und so die Lebensqual­ität von Krebs- und Dialysepat­ienten verbessert­e.

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