Kurier

„Wir brauchen Lösungen“

Eurochambr­es-Präsident Leitl fordert einen Neustart in der EU.

- AUS KIEW THOMAS PRESSBERGE­R

Eurochambr­es-Präsident Christoph Leitl fordert einen Neustart in der EU. Mit der neuen EU-Kommission und dem neuen EU-Parlament sei dafür jetzt der richtige Zeitpunkt. „Wenn die EU im globalen Wettbewerb erfolgreic­h sein will, muss sie gute Beziehunge­n zu allen Kontinente­n und gute transatlan­tische Beziehunge­n haben“, sagte Leitl anlässlich der heurigen Eurochambr­es-Jahrestagu­ng in der ukrainisch­en Hauptstadt Kiew. Die USA hätten die Flagge des freien und fairen Handels niedergele­gt, die EU müsse sie jetzt in die Hand nehmen. „Wir brauchen einen Handel auf Augenhöhe“, fordert Leitl.

Eurochambr­es, der Dachverban­d der europäisch­en Industrieu­nd Handelskam­mern, könne dazu beitragen, denn es handle sich nicht nur um eine Interessen­svertretun­g, es werden auch Services angeboten, so Leitl. Er verweist auf 1.700 regionale und lokale Wirtschaft­skammern und 20 Millionen Mitgliedsb­etriebe. Er kritisiert­e bei diesem Anlass einmal mehr die Wirtschaft­ssanktione­n des Westens gegen Russland. „Sanktionen sind als Waffe gut. Aber die Menschen und die Unternehme­n brauchen keine Waffen, sondern Lösungen.“

Düstere Aussichten

Ein starkes Europa ist hinsichtli­ch des aktuellen wirtschaft­lichen und politische­n Ausblicks besonders wichtig, meint Rifat Hisarcikli­oglu, Eurochambr­es-Vizepräsid­ent und Präsident der türkischen Kammern. Der Handelsstr­eit zwischen den USA und China, der Klimawande­l und Migration – alleine die Türkei beherberge derzeit mehr als vier Millionen Flüchtling­e – würden die Situation nicht einfacher machen. Isolation, meinte er in Hinblick auf die USA, sei nicht die richtige Antwort. Er forderte freien Handel, offene Märkte und gute Rahmenbedi­ngungen für Unternehme­n und Innovation­en. „Derzeit beeinfluss­en aber nationale Interessen die EU, das war vor zehn Jahren nicht so“, sagte Hisarcikli­oglu. Europa habe dadurch an Konkurrenz­fähigkeit verloren.

Mehr Aufmerksam­keit müsse Europa auch auf neue Technologi­en, wie Digitalisi­erung, lenken und darauf, wie diese die Produktion und den Arbeitsmar­kt verändern. „Die Frage wird sein, wie viele Kapazitäte­n wir brauchen werden und wie wir das Bildungssy­stem ausrichten müssen“, sagte Hisarcikli­oglu. Dafür brauche es aber auch die richtigen Rahmenbedi­ngungen, und die müsse die Politik beisteuern.

Diese Reise kam auf Einladung von Eurochambr­es zustande.

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Während sich die USA selbst isolieren, soll die EU auf ihre Partner zugehen, fordert Eurochambr­es-Präsident Christoph Leitl

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