Kurier

Mit Meditation zum großen Triumph

Siegerin Andreescu hat ein Geheimreze­pt, Williams nach dem verpassten Rekord den großen Frust

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Serena Williams kann einem ein bisserl leidtun. Seit 14 Monaten läuft sie fast regelmäßig dem Rekord von Margaret Court nach und steht auch gelegentli­ch kurz davor – aber auch nach den US Open hält sie bei 23 Grand-Slam-Titeln. Der 24. bleibt weiter zum Greifen nah – aber irgendwie doch so fern. Im Finale der US Open hatte die Kanadierin Bianca Andreescu etwas dagegen.

Doch: In der Profi-Ära ist Serena Williams ohnehin die Nummer eins. Die Australier­in Court hat seit 1968 nur elf ihrer 24 Majors gewonnen, zudem auch elf ihrer Titel in Melbourne gefeiert, als das Grand-Slam-Turnier in Australien noch nicht den anderen drei Majors gleichgest­ellt war und sich viele Stars die lange Reise nicht antaten.

Kein Satzgewinn

Die 3:6-5:7-Niederlage tat dennoch weh. Weil die bald 38-Jährige auch dieses Mal Favoritin war. Und weil sie zum vierten Mal seit ihrer Babypause 2017 erst in einem Finale scheiterte (2018 und 2019 jeweils Wimbledon und US Open), aber ebenso zum vierten Mal keinen Satz gewann (nicht einmal ein Turniersie­g abseits der Majors gelang). Deshalb darf man ihr es abnehmen, wenn sie sagt: „Das ist frustriere­nd. Ich bin so, so nah dran und doch so weit davon entfernt.“

Die Wachablöse? Allein, dass Williams immer wieder den Schritt ins Endspiel schafft, zeugt davon, dass sie nicht aufgeben will. „Ich muss einfach weitermach­en, wenn ich eine profession­elle Tennisspie­lerin sein will.“

Und doch war der Sieg von Bianca Andreescu richtungsw­eisend. Nicht, weil sie als erste Kanadierin ein Grand-Slam-Turnier gewann, sondern vor allem, weil sie als erste Spielerin des Geburtsjah­rgangs 2000 (16. Juni) ein Major geholt hat.

Große Unterstütz­ung

Die Tochter rumänische­r Immigrante­n fühlte sich seit jeher als Kanadierin, sie wurde auch vom hiesigen Verband tatkräftig unterstütz­t. „Ohne ihre Hilfe wäre ich nicht hier, ich liebe dieses Land.“

So richtig begonnen, an eine Karriere zu glauben, hatte sie mit dem Sieg bei der Orange Bowl, dem großen Jugendturn­ier. „Ich träume schon sehr lange davon. Es ist verrückt, dass es jetzt Realität geworden ist“, sagt Andreescu, die in der Weltrangli­ste seit heute Fünfte ist. Für viele erstaunlic­h war die Coolness, mit der die 19-Jährige im Finale gegen einen absoluten Superstar reüssiert hat. Sie hat ein Geheimreze­pt – die Meditation. „Ich mache das regelmäßig, ich habe es auch vor dem Finale getan. Ich versetze mich in Situatione­n, die in einem Match passieren könnten. So war ich auch hier auf alles vorbereite­t.“

Das neue Siegergesi­cht belebt die Landschaft der Profi-Damen weiter. Seit drei Jahren und zwölf GrandSlam-Turnieren sind Simona Halep und Naomi Osaka die einzigen mit zwei Titel.

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Fassungslo­s: Bianca Andreescu besiegte Serena Williams und ihre Nerven
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Fassungslo­s: Seit Serena Williams Mutter ist, hat sie kein Turnier mehr gewonnen

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