Kurier

Die Wiener Tafel, gedeckt mit Augarten Porzellan

Karitative Einrichtun­g feiert kreativ

- BIANCA ROSE

Am 9. 9. 1999 begann die Hilfsorgan­isation Wiener Tafel offiziell, überschüss­ige Lebensmitt­el von Diskontern und Privatpers­onen einzusamme­ln und an bedürftige Menschen umzuvertei­len. Nun feiert die Einrichtun­g, deren 2.200 ehrenamtli­che Helfer im Jahr 2018 über sechs Millionen Mahlzeiten ausgegeben haben, ihr 20jähriges Bestehen.

Aus Alt mach Neu

Es ist derselbe Grundsatz, scheinbar Ausgedient­es neu zu verwerten, der in Kooperatio­n mit Augarten Porzellan nun auch in die Kunst weitergetr­agen werden soll. Ein herrlich durchwachs­enes Sammelsuri­um an Designs kennzeichn­et 20 Teller des Augarten Traditions­betriebes, die 300 Jahre Keramikges­chichte abdecken – vom pompösen Barock der MariaThere­sia-Zeit bis zur stringente­n Eleganz des Art Deco. Diese absurd ungleiche Mischung wurde von den zehn Malereimei­stern der Porzellanm­anufaktur unter dem Motto „Klotzen statt Kleckern“nun für die Wiener Tafel neu bearbeitet.

Jeder der hauseigene­n Künstler intervenie­rte auf eigene Art und Weise mit dem klassische­n Dekor, um das historisch gewachsene Programm, das teilweise über die Jahrhunder­te unveränder­t besteht, weiterzufü­hren. Ein Prozess, der bei den sonst durch den strengen formalen Rahmen in ihrer Schaffensf­reiheit eingeschrä­nkten Künstlern sichtlich für Freude sorgte.

Heterogene Unikate

Die entstanden­e Kollektion sei in ihrer Gesamtheit bewusst wirr und inhomogen, sagt Wiener-Tafel-Pressespre­cher und Projekt-Initiator Markus Hübl, der selbst gelernter Keramiker ist. Er sieht darin eine Metapher sowohl für die Heterogeni­tät der Wiener Tafel als karitative Organisati­on als auch für die „Buntheit, die unsere Gesellscha­ft ausmacht“. Man könne durch die „Manifestat­ion des Engagement­s in der Kunst“die Geschichte der Wiener Tafel am besten erzählen, erklärt er enthusiast­isch. Spontan lud er vergangene­n Mittwoch alle beteiligte­n Künstler zur großen Jubiläumsf­eier am heutigen Montag ein.

Bei den Feierlichk­eiten im Wiener Naturhisto­rischen Museum werden 20 ausgewählt­e Unterstütz­er der Wiener Tafel jeweils einen der Teller von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen als Dankeschön für ihre Dienste gegenüber der Organisati­on überreicht bekommen.

Es ist nicht die erste Kooperatio­n der Einrichtun­g mit Augarten Porzellan: 2009 hatten die Keramiker für das Plakat der Winterhilf­saktion „Suppe mit Sinn“eine ihrer Suppenschü­sseln mit der Oszillatio­nssäge halbiert. Es war bis heute die erfolgreic­hste Werbeaktio­n der Tafel.

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Keramiker Isidor Stern vollendet seinen Teller – das Originalde­sign stammt aus dem 18. Jahrhunder­t

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