Kurier

Zwei Herzen in einer Brust

Martin Ptak. Der gefragte Posaunist und Komponist über seine Liebe zum Jazz und zur Ambient-Musik

- VON MARCO WEISE

Sie fallen nicht auf, drängen sich nicht in die Öffentlich­keit, verschwind­en meist im Schatten, den die Stars und Sternchen, denen sie zuarbeiten, im gleißenden Scheinwerf­erlicht werfen. Die Menschen im Hintergrun­d, die Arbeitsbie­nen, Köpfe hinter einem erfolgreic­hen Unternehme­n, einer Band. Martin Ptak ist so ein Typ aus der zweiten Reihe. Er ist einer der Stillen im Lande, zählt nicht zu den Haupt- und Selbstdars­tellern im Musikbetri­eb.

Trotzdem ist es nicht einfach, einen Termin mit ihm zu bekommen. Denn sein Kalender ist voll: Als Komponist, Pianist und Posaunist ist er nämlich ein gefragter Mann.

Immer wieder wird er als Ratgeber und Experte hinzugezog­en, wenn es um das gewisse Extra geht. Vor allem sein Können auf der Posaune. Er bläst für Die Strottern und wirkte zuletzt auf dem aktuellen Album „Polybrass“der Wiener Live-Techno-Band Elektro Guzzi mit. Er arbeitete mit Willi Resetarits, Martin Grubinger, Felix Kramer, Neuschnee, der Jazzwerkst­att Wien und dem Puppenspie­ler Christoph Bochdansky zusammen. Aber Ptak macht auch sein eigenes Ding. Er veröffentl­ichte bislang drei eigene Alben – zuletzt „River Tales“, das eine cineastisc­h, repetitivf­ließende musikalisc­he Sprache spricht.

Herzschlag

In Martin Ptaks Brust schlagen zwei Herzen. Einerseits ist es die Liebe zum Jazz, zur Posaune, zu lauter Musik, zu Bigbands und deren Hang zu einer üppigen Arrangieru­ng. Das andere Herz schlägt für das Klavier, das er vor allem in seinen eigenen Produktion­en forciert. Über die Jahre hat sich, so Ptak im KURIERInte­rview, aber eines herauskris­tallisiert: „Es hat sich das Gefühl eingestell­t, dass die Martin Ptak bläst u.a. für Soap&Skin und Elektro Guzzi die Posaune

Liebe zu Ambient-Musik in den Vordergrun­d getreten ist.“Der in Niederöste­rreich lebende Musiker hat mit sieben Jahren angefangen, Klavier zu spielen – „anfangs vorwiegend Klassik“, sagt Ptak.

„Ich war ganz gut unterwegs und es hat mir gefallen, bis mein Onkel, der selbst Dixieland-Musiker war, mir eines Tages einmal Blues- und Jazz vorgespiel­t hat. Von da an war meine Begeisteru­ng für diese Stile entfacht und ich wollte nur noch diese Art

von Musik spielen. Ich wollte Jazzmusike­r werden und habe mich aus diesem Grund dazu entschloss­en, neben dem Klavier noch Posaune zu lernen – und später zu studieren“, so Ptak. Seither bläst er das Blech – für sich und für andere. Wer hierzuland­e nach einem außergewöh­nlichen Posauniste­n verlangt, kommt an Ptak nicht vorbei. Dass er dabei oftmals im Hintergrun­d agiert, ist ihm egal: „Mich stört es nicht, wenn ich nicht im Rampenlich­t stehe.“

Zurzeit tourt er als Mitglied der Live-Band von Soap&Skin durch Europa. Am 13.9. gibt es in der Arena ein Open-Air-Heimspiel. Das nächste Projekt wird ein Zusammensp­iel mit Trompeter Martin Eberle, mit dem er schon seit Jahren musikalisc­h eng befreundet ist. Am Plan steht neben der kommenden „Ganymed“-Produktion im Kunsthisto­rischen Museum die Aufnahme einer Platte, bei der Ptak vorwiegend das Klavier einsetzen wird.

Von den wilden Jazz-Produktion­en früherer Tage hat er sich längst verabschie­det. Jetzt sucht er in seiner Musik die Ruhe. Nachzuhöre­n ist das etwa auf seinem Solo-Piano-Album „Twilight Street“. Darauf befinden sich fragile, schwebende Soundscape­s, die am Klavier entstehen und mit dezenten Percussion­s angereiche­rt werden. Diesen ohnehin schon sehr reduzierte­n Zugang will er in kommenden Produktion­en noch einmal abspecken. Als Vorbilder nennt er die frühen Werke von Philipp Glass, Stücke von Ennio Morricone, Steve Reich oder Kompositio­nen wie „Jesus Blood Never Failed Me Yet“von Gavin Bryars.

Instrument­almusik

„Ich liebe Minimalism­us und Repetition. Durch Wiederholu­ng entsteht ein trancearti­ger Zustand, den ich in der Musik immer suche. Wenn ich mir die letzte Platte von mir anhöre, denke ich mir, dass ich noch reduzierte­r arbeiten möchte. Ich liebe alte Synthesize­r, es könnte daher etwas elektronis­cher werden. Gesang ist momentan kein Thema. Es wird Instrument­almusik bleiben“, sagt Martin Ptak, der sein drittes Album „River Tales“am 26. September im Porgy & Bess live präsentier­en wird – ergänzt durch ein Licht-und Projektion­skonzept des niederländ­ischen Licht-Designers Nico de Rooij.

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