Kurier

Von der Leyen, EU-Chefin

Neue EU-Kommission. EU-Chefin von der Leyen präsentier­t ihr Team. Österreich­s Kommissar Hahn könnte die Ressorts Budget oder Migration bekommen.

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

Die neue EUKommissi­onschefin stellt ihr Team vor. Österreich­s Kommissar Johannes Hahn wird vermutlich mächtiger als bisher.

Eine Regierungs­mannschaft sind sie nicht, dennoch werden die 26 Mitglieder der EU-Kommission und ihre Chefin Ursula von der Leyen die Kursrichtu­ng der EU in den nächsten fünf Jahren entscheide­nd prägen. Heute legt von der Leyen die Namenslist­e ihres Teams vor. Morgen enthüllt die Nachfolger­in von Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker das streng gehütete Geheimnis, welcher Kommissar welches Ressort leiten wird.

Sicher ist dabei schon jetzt: Noch nie saßen im mächtigste­n Gremium Europas so viele Frauen. 13 wären es zusammen mit Von der Leyen, wenn das EU-Parlament nicht noch den einen oder anderen Kommissars­kandidaten oder -Kandidatin ablehnt. Dann würde die neue Kommission­schefin knapp ihr Verspreche­n verfehlen, gleich viele Frauen wie Männer in ihrem Kollegium zu versammeln.

Schlüsself­unktion

Und sicher ist auch: Österreich­s Kommissar Johannes Hahn, bisher für den Bereich Nachbarsch­aft und EU-Erweiterun­g zuständig, dürfte ein bedeutende­s Ressort erhalten. Vom Kommissari­at Haushalt/Budget war gerüchtewe­ise die Rede – innerhalb der Kommission eine „Schlüsself­unktion wie die eines nationalen Finanzmini­sters in einer Regierung“, erläutert Stefan Lehne. Der für den Think Tank Carnegie Europe tätige EU-Experte und frühere Spitzendip­lomat erachtet den Budgetbere­ich „abgesehen vom Klimaschut­z für das inhaltlich zentrale Thema in der EU für die kommenden Monate.“

Denn die Verhandlun­gen für das ab 2021 beginnende siebenjähr­ige EU-Budget stehen an. Und damit die großen Fragen: Wie viel Geld wird für welche Bereiche ausgegeben? Hahn, der schon zwei Amtszeiten als Kommissar hinter sich hat, wird offenbar genug Erfahrung und ausgleiche­nde Ruhe zugetraut, sich auf dieses institutio­nelle Minenfeld der EU zu wagen.

Das gilt auch für den zweiten Arbeitsber­eich, für den Hahn „gehandelt“wird – die Migration. Auf einer in Brüssel kursierend­en, angeblich aus der EU-Kommission stammenden Liste, steht bei Johannes Hahn, Austria, zu lesen: „Home Affairs“. Hohe österreich­ische Regierungs­kreise hatten dies allerdings zuletzt zurückgewi­esen.

Ohne Großbritan­nien Großbritan­nien hat keinen Kandidaten mehr nominiert. Das Kollegium schrumpft damit auf 26 Mitglieder und der neuen Chefin Ursula von der Leyen zusammen.

Doch das EU-Parlament hat bei der Zusammense­tzung noch ein Wort mitzureden. Ende September beginnen die von den Kommissars­kandidaten gefürchtet­en Hearings. Zum Macht- und Selbstbewu­sstsein der EUAbgeordn­eten gehört es, hier ihre Muskeln spielen zu lassen und einen bis zwei Kandidaten aus der Liste zu „schießen“.

Unter Feuer dürfte dabei Ungarns Kandidat geraten: Laszlo Trocsanyi ist als ExJustizmi­nister mitverantw­ortlich für die internatio­nal heftig angekreide­te Justizrefo­rm Ungarns. Doch die Erfahrung lehrt auch: Lehnen die Abgeordnet­en einen Kandidaten aus der Parteienfa­milie der Europäisch­en Volksparte­i ab, muss meist auch ein Kandidat der Sozialdemo­kraten dran glauben. Auch Polens Kandidat steht vor Problemen: Die EU-Anti-Betrugsbeh­örde OLAF ermittelt gegen Janusz Wojciechow­ski wegen angebliche­r Unregelmäß­igkeiten bei der Erstattung von Reisekoste­n.

Anfang November soll die neue Kommission ihren Dienst antreten. Dies, mitten in tumultreic­he Zeiten – wenn Großbritan­nien, wie Premier Johnson es plant, aus der EU austritt .

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Ursula von der Leyen hat ihr Kommission­steam beisammen
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Johannes Hahn (ÖVP): Zum dritten Mal hintereina­nder Österreich­s Kommissar in Brüssel

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