Kurier

Die FPÖ bereitet sich auf die Opposition vor

- VON DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Kickl ist nun Hofers gewählter Stellvertr­eter. Und auch sonst gibt es einige Hürden für Türkis-Blau II

Die Rede eines frischen Parteiobma­nns ist eine passende Gelegenhei­t für große Ansagen. Wolfgang Schüssels Auftritt auf dem ÖVP-Parteitag 1995 war ein solcher Moment. „Mit Eurer Hilfe will ich Kanzler werden“, rief Schüssel in den Saal. Fünf Jahre später saß er als Drittstärk­ster mit FPÖ-Hilfe im Bundeskanz­leramt.

„Ich will die FPÖ zur stärksten Partei Österreich­s machen“, formuliert­e Norbert Hofer auf seinem Antrittspa­rteitag am Samstag in Graz ein großes Ziel. Hofer möchte, dass die FPÖ in den Arbeiterka­mmern, Wirtschaft­skammern, in der Hochschüle­rschaft, kurz, in allen gesellscha­ftlichen Bereichen Fuß fasst und bei den dazugehöri­gen Wahlen reüssiert. Aus dem Funktionär­skosmos übersetzt bedeutet das: Die FPÖ soll ihre Wählerstim­men nicht mehr nur mithilfe (populistis­cher) Stimmungsm­ache sammeln, sondern sich auch institutio­nell etablieren. Kein leichte Unterfange­n, und Hofer macht sich keine Illusionen: „Es wird ein steiniger Weg.“

Inhaltlich steht Hofer nicht weniger weit rechts als Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl, nur trägt er seine Positionen im bekannten Hofer-Ton vor. Dann klingt’s weniger radikal. Kickl hingegen lässt keinen beißenden Kalauer aus, um das blaue Fußvolk zum Jubeln zu bringen. So war es auch in Graz: Kickl hielt eine gefeierte Rede, ließ sich zum stellvertr­etenden FPÖ-Obmann wählen und richtete der ÖVP aus, dass die FPÖ selbst bestimme, wer in ihrem Haus das Sagen hat.

Was heißt das nun für die Regierungs­bildung?

Druck von Rechts auf die ÖVP

Erstens, Hofer und Kickl gibt es nur im Doppelpack. Kickl ist nun gewählte Nummer 2, er lässt sich nicht auf Zuruf abschieben. Kickl beharrt zwar nicht explizit darauf, selbst wieder Innenminis­ter zu werden, aber er verlangt, dass das Innenminis­terium an einen blauen Hardliner geht („Die türkis-schwarzen Weichspüle­r müssen raus. Das Kirchenasy­l ist abzuschaff­en. Die Asyllinie gehört auf Null gestellt.“).

Zweitens, die Blauen werden nicht in die Regierung kriechen. Sie reden konsequent von einem „Angebot“, das die ÖVP „annehmen kann oder auch nicht“, so Hofer. Und er kündigt „harte Verhandlun­gen“an.

Drittens, die FPÖ-Spitze bereitet ihre Partei auf die Opposition vor, indem sie ein alternativ­es Ziel formuliert: stärkste Partei Österreich­s zu werden. Sie rechnet damit, dass die ÖVP, wenn sie mit Rot oder Grün/Pink koaliert, rechte Stimmen verliert, die zur FPÖ wandern.

Es ist ein realistisc­hes Szenario, dass die ÖVP in einer Koalition mit Grün/Liberal oder mit der SPÖ unter Druck von Rechts kommt. Dadurch wird die FPÖ, auch wenn sie in Opposition geht, zumindest beim „Ausländer-Thema“wohl weiterhin am Regierungs­tisch sitzen.

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