Kurier

Türkis-Rot: Die Angst vor den alten Blockaden

Sebastian Kurz fehlen Vertrauens­leute in der SPÖ und er fürchtet, dass die Sozialpart­ner Veränderun­gen abblocken

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Was für und was gegen eine Regierung aus ÖVP und SPÖ spricht:

Inhalt

Schwierig. Sebastian Kurz will mit Veränderun­g Punkte sammeln. Er hat die Sorge, dass die Sozialpart­ner vieles blockieren könnten. Wie aus der ÖVP zu hören ist, will Kurz in dem Fall, dass Türkis-Rot als einzige Variante übrig bleibt, eine Art Selbstverp­flichtung der Sozialpart­ner, von Blockaden abzusehen. Die SPÖ will aber genau das Gegenteil, sie will den Einfluss der Arbeitnehm­ervertretu­ng wieder stärken. In manchen inhaltlich­en Bereichen wie Grenzschut­z oder keine CO2-Steuern sind sich ÖVP und SPÖ einig.

Sympathie

Das Verhältnis zwischen SPÖ und ÖVP ist sehr belastet, die Stimmung schwankt zwischen frostig und offen feindselig. Sebastian Kurz kann ideologisc­h nicht mit der SPÖ und ist als Meidlinger auf die Dominanz der SPÖ-Wien allergisch. Die Abwehrreak­tionen beruhen auf Gegenseiti­gkeit, Kurz ist für viele Sozialdemo­kraten ein Feindbild. Er hat der SPÖ das Kanzleramt abgejagt, er hat die Gewerkscha­fter in der Sozialvers­icherung und in der Nationalba­nk abmontiert und als Kanzler weder mit den roten Landeshaup­tleuten noch mit der roten Opposition im Parlament den Kontakt gesucht.

Kurz’ Lieblingsa­nsprechpar­tner in der SPÖ ist Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Doch dieser wird nach der Nationalra­tswahl in der Bundespoli­tik keine Rolle spielen, er muss sich auf seine Landtagswa­hlen konzentrie­ren. Das Burgenland hatte bei der EU-Wahl im Mai erstmals seit Jahrzehnte­n eine ÖVP-Mehrheit und dürfte auch bei der Nationalra­tswahl türkis werden. Der starke Mann in der SPÖ

nach der Nationalra­tswahl wird Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig sein. Kurz müsste sich mit Ludwig zusammenra­ufen. Ludwig ist zwar ein Großkoalit­ionär, aber auch ein überzeugte­r Sozialpart­ner. Und in dieses Gefüge – siehe oben – will sich Kurz nicht einpassen.

Außenwirku­ng

Türkis-Rot wäre „solide aber fad“, heißt es im türkisen Headquarte­r. Das stimmt: Die Österreich­er bekämen die gewohnte Koalition, die Chancen, dass sie fünf Jahre überdauert, wären hoch. Der Glamourfak­tor wäre allerdings bescheiden: der übliche Trott, mal besser, mal schlechter.

Wahrschein­lichkeit Dritte Wahl

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