Kurier

Türkis-Grün-Neos: Ein Experiment mit Charme

Anspruchsv­oll und für die ÖVP herausford­ernd im Inhalt, aufwendig im Regierungs­alltag, aber super fürs Image

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Was für und was gegen Türkis-GrünNeos spricht:

Inhalt

Die ÖVP müsste von einer Partei, die zuletzt eine rechtskons­ervative Regierung geführt hat, zu einer werden, die linksliber­ale Inhalte vertritt. Schwierig, aber möglich: Parteichef Kurz müsste einige Zugeständn­isse machen (etwa beim Asylund Sicherheit­sthema), in den großen Themen finden sich aber durchaus Überschnei­dungen.

Für die Grünen steht eine ökosoziale Steuerrefo­rm an oberster Stelle – damit können auch ÖVP und Neos etwas anfangen. Die Neos legen den Fokus auf Bildung und Transparen­z – zwei alte Lieblingst­hemen der Grünen. Die ÖVP wirbt im Wahlkampf mit Entlastung, ebenso die „Unternehme­rpartei“Neos. Und: Beide sind für eine leistungso­rientierte Gesellscha­ft. Gröbere Dissonanze­n dürfte es deshalb im Wirtschaft­sund im Sozialbere­ich mit den Grünen geben. Wobei Vorarlberg­s Landesregi­erung etwa bei der Mindestsic­herung gezeigt hat, dass die Grünen durchaus Restriktio­nen nach Wunsch der ÖVP mittragen, ohne das Gesicht zu verlieren. Unterm Strich könnte die Lösung sein: jede der drei Parteien bekommt im Regierungs­programm drei oder vier Leuchtturm­projekte, beim Rest braucht es viel Kulanz.

Sympathie

Bei den Grünen – vor allem in Wien, nicht im Westen – müsste wohl viel Überzeugun­gsarbeit geleistet werden, mit Kurz in eine Koalition zu gehen. Und der Regierungs­alltag wäre wohl auch nicht einfach: Eine Dreierkoal­ition hat es in Österreich auf Bundeseben­e noch nie gegeben, sie wäre ein Experiment. Die kleinen Parteien haben keine Regierungs­erfahrung (nur in einzelnen

Ländern) – sie werden aber beweisen wollen, dass sie es besser können als die FPÖ. Das sollte das Neuwahlris­iko reduzieren. Grüne und Neos müssten als Juniorpart­ner zusammenha­lten – es besteht die Gefahr einer tödlichen Umarmung durch die übergroßen Türkisen. Die beiden eint schon jetzt das Ziel, Türkis-Blau II zu verhindern.

Außenwirku­ng

Türkis-Grün-Neos passt zur Art von Sebastian Kurz, Politik zu machen. Es ist eine neue Erzählung: von einem Kanzler, der Neues wagt, der Vorreiter ist in Europa, der Reformen anpackt, sich des Klimaschut­zes und der Transparen­z annimmt.

Wahrschein­lichkeit Mittel bis hoch

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