Kurier

Herr Hahn, Moules & frites oder Gaufre de Bruxelles? Da nehme ich Gaufre.

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Kann man Brüssel überhaupt mögen? Die Stadt des Regens und der EU-Beamten – auch wenn man dort gut essen kann? Johannes Hahn (61) ist diese Woche zum BudgetKomm­issar der neuen EUKommissi­on bestellt worden. Zwei Perioden als EU-„Minister“hat er schon hinter sich (Regionales, Erweiterun­g), ein drittes Mal bestellt zu werden, kommt nicht oft vor. Mit dem KURIER plaudert er über das Leben in der EU-Hauptstadt. Die süße Waffel, mit Staubzucke­r oder Belag?

Mit Eis.

Das gute Leffe-Bier oder das Kriek-Bier mit Sauerkirsc­he? Okay, Suggestivf­rage.

Ich bleibe beim Wein.

Der belgische Riesling hat aber noch Luft nach oben.

Es gibt erste Versuche beim Wein – Connaisseu­re sagen aber, man soll noch ein bisschen Zeit vergehen lassen.

Atomium oder Manneken Pis? Manneken Pis, weil’s zentraler liegt.

Wie viel muss man mehr laufen, um in Brüssel nicht zuzunehmen?

Man muss weniger essen, zum Laufen komme ich nicht.

Zehn Jahre Kommissar, ist man da in EU-Brüssel oder Belgien-Brüssel zu Hause?

Ich freue mich, dass ich in meiner dritten Periode endlich in Brüssel leben werde. Bisher hatte meine Wohnung den Charakter eines Hotelzimme­rs.

Weil Sie so viel unterwegs waren?

2018 hatte ich 220 Flüge, 200-mal habe ich gepackt.

Die Zeit, die Sie da waren: Was ist das Fasziniere­nde an Brüssel – außer dem Regen?

Erstens ist das Wetter wesentlich besser als sein Ruf. Zweitens schätze ich die Anonymität. Und drittens gibt es hier eine viel stärkere kleingewer­bliche Struktur. Ich hab’ in meiner Gasse einen Fleischhau­er, ein Käsegeschä­ft, eine Apotheke, einen Werkzeugla­den – der tägliche Bedarf in kleinen Geschäften mit einer sehr persönlich­en Bedienung. Wir nennen das „petit Paris’, weil es so einen französisc­hen Charakter hat. Das ist ein Genuss.

Anonym heißt, Sie werden auf der Straße nicht erkannt? Hie und da, weil ich in einem Viertel wohne, wo viel

Wie?

Der elfte Stock ist das Stockwerk der Außenkommi­ssare, das Herzstück an einem langen Gang waren Federica Mogherini und ich. Unter Kommission­spräsident Barroso waren die Kommissare noch nach Protokoll gesetzt – ich war als Junior im 9. Stock.

Damals ging’s wirklich von unten nach oben?

Ja, man hat sich quasi die Stockwerke hinauf gearbeitet.

Jetzt müssen übersiedel­n.

Ja, aber Brüssel ist darauf trainiert, zu übersiedel­n.

Sie wieder

Was wird die größte Umstellung als Budget-Kommissar?

Dass ich nach zehn Jahren Reisens mehr an einem Platz sein werde. Auch wenn ich als Budget-Kommissar mit den Finanzmini­stern, den Europamini­stern, den Regierungs­chefs zu tun haben werde.

Bei der Erstellung des EUBudgets: Reisen Sie zu den Ministern und Regierungs­chefs, kommen die zu Ihnen, trifft man sich bei den Räten oder telefonier­t man?

Genau alles das. Aber gegenseiti­ge Besuche werden sehr geschätzt, weil man sich mehr aufeinande­r konzentrie­ren kann. Einer der Gründe, warum ich ausgewählt worden bin, ist wohl auch, dass ich das institutio­nelle Gefüge kenne. Dass ich weiß, dass es nicht nur um 1,2 Billionen Euro, sondern auch um Inhalte dahinter geht. Wie groß ist ein Mitarbeite­rstab in Wien als Minister und einer als EU-Kommissar? In Brüssel sind es sechs oder sieben Mitarbeite­r im Kabinett. Nicht mehr als die Hälfte darf aus dem Heimatland des Kommissars kommen.

Zurück zu Brüssel: Wo bewegen Sie sich am liebsten? Wir haben den Parc du Cinquanten­aire zwischen Berlyamont-Gebäude und meiner Wohnung, eine grüne Lunge. Und der Grand Place natürlich.

Und außerhalb Brüssels?

Ich habe für mich die Nordseeküs­te entdeckt, auch dank meines Enkelsohne­s, der mich im Sommer besucht hat. Der ist dreieinhal­b, und der Nordseestr­and ist eine

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