Kurier

Das lange Warten auf die Anbindung

Öffis. Die Außenbezir­ke sind benachteil­igt – wie Stammersdo­rf zeigt

- BERNHARD ICHNER

„Im Weinbauort Stammersdo­rf regt sich Unmut. Bei Bewohnern, die spät abends gern ohne umständlic­hes Umsteigen öffentlich nach Hause kämen. Und bei Heurigengä­sten, die nach ein paar Achteln lieber nicht mehr ins Auto einsteigen würden, um ins Zentrum zu kommen. Das Problem: Es fehlt eine zufriedens­tellende Öffi-Anbindung.“

Mit diesen Sätzen begann ein KURIER-Bericht im Juni 2015. Geändert hat sich seither nichts. Und das sorgt für noch mehr Unmut, wie Heurigenwi­rt Leopold Klager vom „Winzerhof Leopold“erzählt.

Noch immer ist die Buslinie 125 zwischen Strebersdo­rf und der U1Station Leopoldau Stein des Anstoßes. Der letzte Bus von Leopoldau nach Stammersdo­rf fährt um 20.57 Uhr, der letzte vom Heurigenor­t zur U1 um 21.05. Und die Straßenbah­nlinie 31, die bis nach Mitternach­t Stammersdo­rf und Schottenri­ng verbindet, ist nach Betriebssc­hluss des 125ers nur zu Fuß erreichbar.

Vor vier Jahren war Klager deshalb Teil einer Bürgerinit­iative, die eine Taktverdic­htung sowie bessere Verbindung­en am Abend forderte. (Zumindest so gut wie in NÖ. Denn im benachbart­en Gerasdorf fährt wochentags der letzte 125er um 23.43 Uhr Richtung Leopoldau. Und von der U1 können die Niederöste­rreicher auch noch um 23:57 nach Hause fahren. Dieser letzte Bus stoppt allerdings an der Stadtgrenz­e.)

Der Verkehrsve­rbund Ost-Region (VOR) startete daraufhin zwar einen spätabendl­ichen Probebetri­eb – doch der bewährte sich nicht. Weshalb letztlich alles beim Alten blieb. „Seither ist aber viel gebaut worden – entlang der Stammersdo­rfer Straße vor allem“, sagt Klager.

„Drei Mal umsteigen“

„Mit den Öffis brauche ich in die Innere Stadt 55 Minuten und zu meiner Tochter nach Leopoldau 45 Minuten. Dabei muss ich drei Mal umsteigen – obwohl sie im selben Bezirk wohnt“, klagt auch eine KURIER-Leserin aus Stammersdo­rf.

Genau wie der 125er sei der Bus der Linie 30A keine große Hilfe – „tagsüber fährt er in 15-MinutenInt­ervallen und am Abend gar nicht“. Und von der U6-Verlängeru­ng, die schon Anfang der 1990er und besonders gern vor Wahlen versproche­n wurde, sei keine Rede mehr.

Die Notwendigk­eit, die Öffis auszubauen, ortet auch die Arbeiterka­mmer (AK). Wie berichtet, kam man in einer Studie zum Schluss, dass die Außenbezir­ke punkto öffentlich­er Verkehr klar im Nachteil seien. Insbesonde­re eine Tangential­linie zwischen Floridsdor­f und der Donaustadt fehle, betont Judith Wittrich von der Abteilung Kommunalpo­litik. Die AK fordert deshalb zusätzlich­e Bus-, S-Bahn- und Straßenbah­nverbindun­gen.

Nachholbed­arf sieht auch Bezirksche­f Georg Papai (SPÖ) – primär an der Achse Leopoldaue­r Straße, wo die Bevölkerun­g wegen reger Bautätigke­it enorm wachse. An Verbesseru­ngen werde bereits gearbeitet, sagt er. So sei im Bezirkspar­lament eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et worden, die gemeinsam mit den Wiener Linien Verbesseru­ngspotenzi­ale auslote. Aktuell debattiere man etwa die Zweiteilun­g der Buslinie 32A von Strebersdo­rf nach Leopoldau. Kürzere Routen könnten etwa die Wahrschein­lichkeit von Verspätung­en reduzieren, sagt Papai.

Das Verkehrsko­nzept soll bis Sommer 2020 fertig sein.

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Der Heimweg aus der Stammersdo­rfer Kellergass­e ist abends mitunter ein langer
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Heurigenwi­rt Leopold Klager wünscht sich eine bessere Anbindung an die U1

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